DLR Astroseminar 2016

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.

in der Helmholtz-Gemeinschaft

 

DLR-Astroseminar 2016

jeweils dienstags 15:30 – 17:00 Uhr
im Casino des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln-Porz

Anmeldungen bei Frau Sabrina Schmitz (Ruf: 02203 / 601-3490) bzw. per E-Mail an: Sabrina.Schmitz@dlr.de
Fragen und Hinweise zu den Themen des Astroseminars an Dr. Manfred Gaida (Ruf: 0228 / 447-417)

Das DLR vermittelt auch Planetariumsführungen für Schulklassen

Themen und Terminübersicht

1. Mission Planck – ein Blick auf den kosmischen Anfang der Zeit
PD Dr. Torsten Enßlin, MPI für Astrophysik, Garching
Dienstag, 05. April 2016

2. Mission Rosetta – ein Schweifstern wird enträtselt
Dr. Stephan Ulamec, DLR Köln-Porz
Dienstag, 12. April 2016

3. Das Gaia-Projekt – Sternvermessung vom Feinsten
Dr. Ulrich Bastian, Astronomisches Recheninstitut Heidelberg
Dienstag, 19. April 2016

4. Das E-ELT – das neue Riesenauge der Astronomen
Prof. Dr. Jochen Liske, Hamburger Sternwarte, vormals ESO
Dienstag, 26. April 2016

5. Euclid – eine Mission erhellt das Dunkel
Prof. Dr. Peter Schneider, Argelander Institut Bonn
Dienstag, 03. Mai 2016

6. PLATO – auf der Suche nach anderen Sonnensystemen
Prof. Dr. Heike Rauer, DLR Berlin / Zentrum für A&A TU Berlin
Dienstag, 10. Mai 2016

Die Veranstaltungen:

1.  Mission Planck – ein Blick auf den kosmischen Anfang der Zeit
PD Dr. Torsten Enßlin, MPI für Astrophysik, Garching
Dienstag, 5. April 2016

Werfen Sie doch mal einen Blick auf den Urknall! Dies ist tatsächlich möglich, denn das Licht, welches am Anbeginn der Zeit erzeugt wurde, durchflutet noch heute den Kosmos. Mikrowellenteleskope fangen dieses Licht ein und liefern Photographien der ersten Momente unseres Kosmos. Diese zeigen die frühe­sten kosmischen Strukturen, aus denen später die heutigen Galaxien entstanden. Aus diesen Bildern kann man wichtige Eigenschaften unseres heutigen Universums wie Größe, Alter und Zusammensetzung ablesen. Und sie geben sogar Einblicke in die allerersten Momente des Alls, in die Epoche der Inflation, als der Raum förmlich explodierte und bizarre Quantenphänomene die Saat für die heutigen Galaxien legten. Der Vortrag führt durch die gesamte Geschichte des Kosmos. Grundlage sind Bilder des Planck-Satelliten, der von 2009 bis 2012 die kosmische Mikrowellenstrahlung mit nie dagewesener Präzision vermessen hat. Es wird erläutert, wie Kosmologen mit diesen Satellitendaten versuchen, die Rätsel des Ursprungs unseres Universums zu lösen.

Dr. Torsten Enßlin leitet seit 2003 die deutsche Beteiligung an der Planck-Satellitenmission am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching bei München. Er ist Kosmologe und hat über Galaxienhaufen, kosmische Strahlung, kosmische Magnetfelder und den kosmischen Mikrowellenhintergrund geforscht. Mo­mentan beschäftigt sich seine Forschungsgruppe mit Informationsfeldtheorie, der Theorie, wie man aus Messdaten möglichst akkurate Bilder unseres Kosmos erzeugt. Im Jahr 2008 wurde er als Planck Scientist der Planck-Satellitenmission ausgezeichnet.

2.  Mission Rosetta – ein Schweifstern wird enträtselt
Dr. Stephan Ulamec, DLR Köln-Porz
Dienstag, 12. April 2016
Zu den faszinierendsten Projekten bei der Erforschung des Weltalls gehört die Kometenmission Rosetta der Europäischen Weltraumorganisation ESA, in deren Rahmen eine Forschungssonde zu einem

Kometen geflogen ist, ihn auf seiner Bahn begleitet und dabei intensiv erkundet. Einen Höhepunkt der Mission stellte die Landung der kleinen, autonomen Tochtersonde Philae auf dem Kometen 67P/Churyjumov-Gerasimenko dar. Philae wurde von einem internationalen Konsortium unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und gebaut. Ziel der Mission ist die eingehende Untersuchung des Kometen, die weiteren Aufschluss über die Entstehung des Universums geben kann. Von den umfangreichen Vorbereitungen der Mission bis hin zum gegenwärtigen Stand der Ergebnisse und über das geplante Missionsende wird Dr. Ulamec aus erster Hand berichten.

Dr. Stephan Ulamec, Projektleiter des Philae-Teams, baute sich schon als Schüler die Raketen selbst. “Mich hat die Physik und die Chemie schon immer fasziniert. Ich wollte wissen, wie die Welt entstanden ist und woraus sie eigentlich besteht.” Um das herauszufinden, studierte Ulamec in Graz Physik und Geophysik. Danach arbeitete er für die ESA, bevor er 1994 zur DLR nach Köln übersiedelte und hier von Anfang an das Philae-Projekt begleitete.

3.  Das Gaia-Projekt – Sternvermessung vom Feinsten
Dr. Ulrich Bastian, Astronomisches Recheninstitut Heidelberg
Dienstag, 19. April 2016
Trotz der großen Fortschritte der letzten 20 Jahre bei der Erforschung unserer kosmischen Heimat, der Milchstraße, debattieren die Astronomen noch immer über so elementare Eigenschaften wie die Zahl ihrer Spiralarme und die ungefähre Gesamtzahl ihrer Sterne. Unter anderem deshalb soll die Raumsonde »Gaia« der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA) mit bisher unerreichbarer Genauigkeit und Voll­ständigkeit die dreidimensionale Struktur der Milchstraße vermessen: Für eine repräsentative Stichprobe aus über einer Milliarde Sternen soll »Gaia« vor allem die Positionen, Entfernungen und Bewegungen bestimmen. Die Sonde wurde am 19. Dezember 2013 gestartet, erreichte drei Wochen später ihren Sta­tionierungsort 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und nahm nach einer komplizierten Phase der Inbetriebnahme am 25. Juli 2014 den wissenschaftlichen Betrieb auf. Die Astronomen der Welt sind

auf die Ergebnisse sehr gespannt und wollen daraus nicht nur eine große Zahl von Fragen über die Milchstraße beantworten, sondern neues Licht in viele weitere noch dunkle Winkel der Astronomie bringen. Aber erst nach etwa anderthalb Jahren Messzeit lässt sich das angestrebte dreidimensionale Bild aus den Rohdaten konstruieren. Im Vortrag werden die Zwecke und die Arbeitsweise der Mission näher beschrieben und ihr aktueller Stand vorgestellt.

Dr. Ulrich Bastian studierte Physik in Kaiserslautern und Heidelberg, wo er 1981 promovierte. Im Jahr darauf kam er an das Astronomische Rechen-Institut (ARI) und arbeitete dort unter anderem an der sehr erfolgreichen Astrometrie-Mission „HIPPARCOS“. Das hauptsächliche Tätigkeitsfeld von Ulrich Bastian ist die Astrometrie. Unter seiner Leitung wurde am ARI eine neue Arbeitsgruppe zur Vorbereitung und wissen­schaftlichen Auswertung der Gaia-Satellitenmission eingerichtet. Dr. Ulrich Bastian ist Mitglied des Gaia-Konsortiumsvorstandes und zeitweise des Gaia Science Teams. Für seine Verdienste in der Popularisierung der Astronomie wurde er im Jahr 2014 mit dem Bruno-H.-Bürgel-Preis der Astronomischen Gesellschaft ausgezeichnet.

4.  Das E-ELT – das neue Riesenauge der Astronomen
Prof. Dr. Jochen Liske, Hamburger Sternwarte, vormals ESO Garching
Dienstag, 26. April 2016
Im Dezember 2014 wurde offiziell mit dem Bau des European Extremely Large Telescope (E-ELT) be­gonnen, dem ambitioniertesten Teleskopprojekt der Welt: mit einem Durchmesser von 39 Meter wird bis Mitte des nächsten Jahrzehnts das größte Teleskop aller Zeiten für sichtbares und infrarotes Licht ent­stehen. Für die Astronomie stellt das E-ELT einen gewaltigen Fortschritt dar, denn das neue Super-Tele­skop wird 15 Mal mehr Licht sammeln als jedes andere bisherige Teleskop und 15 Mal schärfer sehen als das Hubble Space Telescope. Mit dieser einzigartigen „Horizonterweiterungsmaschine“ planen Astronomen tiefer in die Rätsel des Universums vorzudringen als je zuvor: Gibt es eine zweite Erde? Wie entstanden die ersten Galaxien? Was verbirgt sich hinter der mysteriösen Dunklen Energie? Dieser

Vortrag bietet eine Vorschau des E-ELT und seiner technischen Fähigkeiten sowie einen Ausblick auf die faszinierenden Fragen, die es beantworten soll.

Professor Dr. Jochen Liske studierte Physik in Bonn und Sydney und promovierte im Jahr 2001 in Sydney mit einer Dissertation über die intergalaktische Materie. Nach Forschungsstationen an den Universitäten von St. Andrews und Edinburgh wechselte er 2003 an die Europäische Südsternwarte in Garching bei Mün­chen. Dort arbeitete er u.a. neun Jahre daran, das weltgrößte Teleskop Wirklichkeit werden zu lassen, zuletzt in der Position des verantwortlichen Programmwissenschaftlers. Seit 2015 ist Liske Heisenberg-Professor für Beobachtende Astronomie an der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Berei­chen der Galaxienentwicklung und Kosmologie. Mit den Video-Podcasts „Hubblecast“ und „ESOcast“ bringt er seit vielen Jahren die neuesten Entwicklungen in der Astronomie einem breiten Publikum näher.

5.  Euclid – eine Mission erhellt das Dunkel
Prof. Dr. Peter Schneider, Argelander-Institut Bonn
Dienstag, 3. Mai 2016
Nur weniger als fünf Prozent des Inhalts unseres Universums besteht aus ’normaler‘ Materie, die durch Emission und Absorption von Strahlung sichtbar ist; der bei weitem größte Teil des Universums besteht aus Dunkler Materie und Dunkler Energie, die sich nur durch ihre Schwerkraftwirkung bemerkbar ma­chen. Die Dominanz der Dunklen Materie auf Skalen von Galaxien bis hin zu wahrlich kosmischen Skalen ist durch eine große Vielzahl von Beobachtungen bestätigt worden.

Mit der ESA-Mission Euclid will man nun die Geometrie des Dunklen Universums ausloten. Euclid soll den Zusammenhang zwischen Entfernung von Objekten und ihrer Rotverschiebung weiter erhellen so­wie die Entwicklung kosmischer Strukturen, indem man die Formen und Rotverschiebungen von Ga­laxien und Galaxienhaufen bis in eine Zeit vor 10 Milliarden Jahren vermisst. Auf diese Weise wird Euclid die gesamte zeitliche Periode abdecken, in der die dunkle Energie eine dominante Rolle für eine beschleunigte Expansion des Universums spielte. Euclid wurde von der Europäischen Weltraum-

organisation ESA als zweite mittlere Mission (M2) des Cosmic Vision 2015-2015 Programms ausge-wählt und soll voraussichtlich im Jahr 2020 mit einer Sojus-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou aus ins All starten.

Professor Dr. Peter Schneider ist Astrophysiker und seit dem Jahr 2000 einer der drei Direktoren des Argelander-Instituts der Universität Bonn. Zuvor hat er an vielen in- und ausländischen astronomischen Instituten geforscht und sich eingehend der Erforschung der Galaxien, vor allem der Gravitationslinsen, sowie kosmologischen Fragestellungen gewidmet. Sein im Jahre 2005 veröffentlichtes Lehrwerk „Einfüh­rung in die Extragalaktische Astronomie und Kosmologie“, erschienen im Springer-Verlag, ist inzwischen ein Klassiker des Astronomiestudiums geworden. Für seine Arbeiten erhielt Peter Schneider mehrfach Preise, darunter auch im Jahre 1984 den Dieter-Rampacher-Preis, der Wissenschaftlern verliehen wird, die frühzeitig eine exzellente Doktorarbeit abschließen. Außerdem war und ist Peter Schneider langjähriger Herausgeber astronomischer Fachzeitschriften, Organisator von wissenschaftlichen Konferenzen, Work­shops und internationalen Sommerschulen und Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gremien.

6.  PLATO – auf der Suche nach anderen Sonnensystemen
Prof. Dr. Heike Rauer, DLR Berlin-Adlershof / Zentrum für A&A TU Berlin
Dienstag, 10. Mai 2016
Die Frage, ob es außerhalb unseres Planetensystems bewohnbare Planeten gibt, auf denen sich vielleicht sogar Leben entwickelt haben könnte, steht seit langem im Fokus der Astrophysik. In den vergangenen 20 Jahren wurden rund 3000 Planeten, die andere Sterne umkreisen, entdeckt. Wir sind also erstmals in der Menschheitsgeschichte in der Lage, unser eigenes Sonnensystem direkt mit anderen Planeten-systemen zu vergleichen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Vielfalt von extrasolaren Planeten und Planetensystemen frühere Erwartungen übersteigt, die nur auf unserem Sonnensystem als Ausgangs-modell basierten. Diese klare Vielfalt weiter zu erforschen ist das Ziel zukünftiger Satellitenmissionen.

PLATO (PLAnetary Transits and Oscillations of stars) ist von der Europäischen Weltraumorganisation

ESA als dritte mittlere Mission (M3) des Cosmic Vision 2015-2025 Programms für einen Start im Jahre 2024 ausgewählt worden. PLATO besteht aus 34 Kameras, die mit der Transitmethode nach extra-solaren Planeten suchen werden. Ziel ist es, die fundamentalen Planetenparameter Radius, Masse und Alter mit bis dahin nicht möglicher Genauigkeit zu bestimmen und somit eine grundlegende Charakte-risierung für eine große Zahl von Planeten zu ermöglichen. Dazu gehören auch Planeten, die in der habitablen Zone um ihren Stern liegen. Diese Daten werden die Basis für ein besseres Verständnis der Entstehung und weiteren Entwicklung von Planeten bilden und uns helfen unser Sonnensystem in den Kontext der Planetensystementwicklung einzuordnen. Der Vortrag wird einen Überblick über PLATO und seine Missionsziele geben.

Prof. Dr. Heike Rauer studierte in den Jahren 1980 bis 1986 an der Leibniz Universität Hannover Physik und ging 1988 als Stipendiatin der Max-Planck-Gesellschaft an das Max-Planck-Institut für Aeronomie in Katlenburg-Lindau (das heutige MPI für Sonnensystemforschung) und promovierte 1991 an der Universität Göttingen. Es folgte von 1995 bis 1997 ein zweijähriger Forschungsaufenthalt am Observatoire de Meudon in Frankreich. Seit 1997 ist Frau Professor Rauer wissenschaftliche Mitarbeiterin am DLR Institut für Planetenforschung in Berlin, wo sie im Jahre 2004 an der Technischen Universität habilitierte. Am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof und am Zentrum für Astronomie und Astrophysik der Technischen Universität Berlin leitet sie die Arbeitsgruppe „Extrasolare Planeten und Atmosphären“. Nach der Auswahl der PLATO 2.0 – Satellitenmission durch die ESA führt Frau Professor Rauer als ‚Principal Investigator‘ das Plato Missionskonsortium an.

  • Veranstaltungen im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Köln-Porz, Casino, jeweils 15:30-17:00 Uhr
  • Anmeldungen bei Frau Sabrina Schmitz (Ruf: 02203 / 601-3490) bzw. per E-Mail an: Sabrina.Schmitz@dlr.de
  • Fragen und Hinweise zu den Themen des Astroseminars an Dr. Manfred Gaida (Ruf: 0228 / 447-417)
  • Übersichten voriger Seminare auf https://www.volkssternwarte-bonn.de/wordpress/archiv/