Die rätselhafte Expansion des Alls

Der für den 25. November 2024 geplante Vortrag „Von kosmischen Staub zu den Anfängen der Planeten“ muss aufgrund einer Absage der Referentin Dr. Hannah Zohren leider ausfallen!

Deshalb wird am 25. November Dr. Jürgen Wirth über die ‚Rätselhafte Expansion des Alls‘ referieren.

Als Albert Einstein 1915 seine Allgemeine Relativitätstheorie veröffentlichte, ging er noch von einem statischen Universums aus.

Aber bereits 1912 hatte Vesto Slipher die ersten Radialgechwindigkeiten von Galaxien gemessen. Auf der Basis dieser und weiterer Messungen legte Edwin Hubble Anfang 1925 eine Arbeit vor, die die Rotverschiebungen in den Spektren der Galaxien zeigte, die als durch eine allgemeine Galaxienflucht hervorgerufen verstanden und durch die so genannte „Hubble-Konstante“ beschrieben wurden.

Georges Lemaître entwickelte damit im Juni 1927 die Theorie der Expansion des Weltalls, die heute die Grundlage aller gängigen Weltmodelle ist.

Bis heute sind jedoch der Verlauf dieser Expansion, beginnend im Urknall, und die dahinter stehenden Kräfte rätselhaft.

Der Physiker Dr. Jürgen Wirth leitete über 40 Jahre die Volkssternwarte Bonn e.V. und ist bekannt durch sein besonderes Engagement in der Volksbildungsarbeit mit seinen Einführungskursen in die Astronomie.

Die Teilnehmerzahl ist limitiert. Anmeldung zum Vortrag ausschließlich über diese Anmeldungsseite.

Der Eintritt beträgt 3,- Euro und ist für Mitglieder der Volkssternwarte Bonn kostenlos.

Astrovorschau für Bonn (November/Dezember 2024) von Paul Hombach

Ein planetenreiches Finale des Jahres steht bevor: Merkur zeigt eine Morgensichtbarkeit, der Abendstern Venus steigt endlich höher, Mars nähert sich seiner Opposition, die Jupiter schon im Dezember erreicht. Saturn hält sich am Abendhimmel. Der Vollmond erreicht enorme Höhen.

Die Sonne gelangt am 21. Dezember an den südlichsten Punkt ihrer jährlichen Bahn – diese Sonnenwende markiert den kalendarischen Winteranfang. Entsprechend ist nun die Zeit der langen Nächte. Am 1. November geht die Sonne für Bonn um 7:24 Uhr MEZ auf und um 17:08 Uhr unter. Bis zum 21. Dezember verändern sich diese Werte auf 8:31 und 16:30 Uhr MEZ – dann verbringt das Zentralgestirn nur acht Stunden über dem Bonner Horizont. Mit der langen Dunkelheit geht eine gute Erkennbarkeit des Sternhimmels einher – von den Resten des Sommerhimmels am Abendhimmel im Westen bis zu den Frühlingssternbildern am Morgen im Osten.

Beim Blick an den Bonner Nachthimmel am 1. Dezember um 20:00 Uhr MEZ steht das Sommerdreieck mit den Hauptsternen der Leier, des Schwans und des Adlers komplett im Westsüdwesten. Den Süden nimmt der Pegasus ein, auch als Herbstviereck bekannt. An ihn schließt sich ostwärts und nördlich der komplette Sagenkreis rund um Andromeda, Perseus, Kassiopeia und Kepheus an. Das die zu opfernde Prinzessin bedrohende Ungeheuer Cetus (Walfisch) ist ebenso großflächig wie unauffällig im Südosten unterwegs. Überhaupt ist der Herbsthimmel abseits der Milchstraße eher sternarm, dafür fällt Saturn im Wassermann im Südwesten umso mehr auf.

Ex oriente naht Gefunkel: Der strahlende Jupiter ist kurz vor seiner Opposition gemeinsam mit Aldebaran im Stier im Osten erschienen, eben geht der Orion auf. Um Mitternacht wird sich die Himmelskulisse komplett auf Winter umgestellt haben, dann sind außer Aldebaran zudem Rigel im Orion, Sirius im Großen und Prokyon Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen sowie Capella im Fuhrmann als komplettes Wintersechseck zu bewundern. Doch muss der Winterhimmel im Laufe der Nacht dem kommenden Frühling das Feld überlassen. Um 6:00 Uhr MEZ steht der Löwe im Süden, die Jungfrau im Südosten. Im Osten sind Arktur im Bärenhüter sowie die Nördlich Krone zu sehen, deren »Nova mit Ansage« T CrB Stand Ende Oktober noch immer nicht ausgebrochen war.

Der Blick an den Bonner Nachthimmel am 1. Dezember um 20:00 Uhr MEZ. Das Sommerdreieck steht im Westen. Der Süden zeigt die Herbststernbilder rund um den Pegasus, im Osten sind große Teile des Wintersternhimmels aufgegangen. Aufgehübscht wird die Szene durch Saturn im Südwesten und Jupiter im Osten. Grafik erstellt mit Stellarium

Merkur zeigt in der zweiten Dezemberhälfte seine zweite – und bessere – Morgensichtbarkeit des Jahres. Die besten Chancen, den Götterboten freisichtig zu erspähen, liegen zwischen dem 19. und 26. Dezember – Merkur als Bonus-Weihnachtsstern sozusagen. Man braucht zum Beobachten gleichwohl einen klaren Himmel und eine unverbaute Sicht an den Südosthimmel, wo er gegen 7:30 Uhr MEZ am besten zu sehen ist. Venus ist glänzender Abendstern, hat allerdings zunächst das Pech der sehr südlichen Stellung am Himmel. Nach einem Tiefpunkt im Sternbild Schütze Mitte November geht es langsam mit ihr bergauf. Zum Jahresende ist der innere Erdnachbar in der Abenddämmerung im Südsüdwesten unübersehbar.

Merkur am Morgenhimmel des 24. Dezember, Blick nach Südosten um 7:30 Uhr MEZ. Grafik erstellt mit Stellarium

Mars legt an Helligkeit deutlich zu, da seine Opposition Mitte Januar naht. Der rote Planet im Sternbild Krebs wird zum Planeten der ganzen Nacht. Jupiter steht am 7. Dezember in Opposition zur Sonne und ist der unangefochtene Star des Winters. Er ist selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich hell und überstrahlt das Wintersechseck, in dem er sich aufhält. Natürlich ist Jupiter in diesen Wochen auch ein hervorragendes Ziel für Teleskopbeobachter. Saturn im Wassermann bleibt weiterhin dem Abendhimmel erhalten. Anfang Dezember finden wir den Ringplaneten um 18:30 Uhr MEZ im Süden. Im November erreicht die Ringöffnung mit fünf Grad Neigung auf dem Weg zur Ringkantenstellung 2025 noch mal ein Zwischenhoch. Bemerkenswert und selten ist für Beobachter mit Teleskopen eine Serie von Schattenwürfen des Saturnmondes Titan auf seinen Mutterplaneten, zu sehen jeweils abends am 20. November, 6. und 22. Dezember. Bitte vormerken: Am Abend des 4. Januar 2025 wird Saturn vom zunehmenden Mond bedeckt. Uranus steht am 17. November in Opposition unweit der Plejaden (rund sechs Grad westlich) am Himmel und ist ein leichtes Fernglasobjekt.

Der Schatten des Saturnmondes Titan am 20. November 2024 um 22:00 Uhr MEZ auf dem Ringplaneten, Simulation mit sehr hoher Vergrößerung. Die kleineren Saturnmonde sind hier ebenfalls angezeigt, aber eher von theoretischem Interesse. Grafik erstellt mit Stellarium

Vollmond ist am 15. November und 15. Dezember, dem 3. Advent. Dieser Dezembervollmond hat es in sich: Er ist der nördlichste zwischen den Jahren 1950 und 2042! In der Nacht zum 16. Dezember steht er bis zu 67,3 Grad hoch am Bonner Nachthimmel. Drei Neumonde liegen im Vorhersagezeitraum und orientieren sich dabei zufällig mehrheitlich an Feiertagen. Der erst fällt auf Allerheiligen, den 1. November, der zweite auf den 1. Advent (1. Dezember). Der dritte steht für den 30. Dezember im Kalender.

Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern eine friedvolle Weihnachtszeit, guten Rutsch und viel Freude bei der Beobachtung!

Mond und Planetenbeobachtung im Winter 2024/2025

Ab 4. November startet zu den montäglichen Öffnungszeiten („Treffpunkt Refraktorium“ ab 18:30) wieder die Wintersaison für die Beobachtung des Sternenhimmels an den Teleskopen der Volkssternwarte. Sofern der Himmel klar ist und kein Vortrag auf dm Programm steht (s. Kalender auf der Webseite), können Besucher einen Blick durchs Teleskop auf die Objekte des Nachthimmels werfen.

Besonders interessant, vor allem auch für Kinder, und unter dem aufgehellten Stadthimmel gut zu beobachten, sind natürlich der Mond und die Planeten.

Da das Sichtfenster am Standort der Sternwarte durch Bäume und Häuser eingeschränkt ist und die Planeten über den Himmel wandern, kommen nur bestimmte Montagstermine in Frage.

Saturn + Neptun:  4.11.; 11.11.; 18.11.; 25.11.

Jupiter + Uranus: 30.12.; 6.1.25; 13.1.; 20.1.; 27.1.; 3.2.; 10.2.; 17.2.; 24.2.

Mars: 3.2.25; 10.2.; 17.2.; 24.2.

Mond: 11.11.; 9.12.; 6.1.25; 10.2.; 10.3.

Falls Sie einen Besuch zu einem der Temine planen, hilft es uns bei der Vorbereitung, wenn Sie sich am Wochenende kurz per Email ankündigen. Einem spontanen Besuch steht jedoch auch nichts entgegen.

 

Montagsvortrag am 28. Oktober 2024 „Wo ist die Dunkle Materie ? Gravitationslinsen unter der Lupe“

Referentin: Dr. Sandra Unruh

Das Universum besteht nur zu 5% aus „alltäglicher“ Materie. Eine vielversprechende Möglichkeit, hier „Licht“ ins Dunkel zu bringen, ist der sogenannte Gravitationslinseneffekt.

Dieser beschreibt die Lichtablenkung um schwere Objekte und man kann damit Galaxien nicht nur heller machen, sondern auch wiegen. Das eröffnet die Möglichkeit detaillierte Strukturen der Materie im Universum zu untersuchen und mit unserem Standardmodell abzugleichen.


Dr. Sandra Unruh
ist Astrophysikerin an der Universität Bonn und hat eine Leidenschaft für Wissenschafts-kommunikation.

Als Kosmologin beschäftigt sie sich hauptberuflich mit dem Ursprung, dem Inhalt und der Zukunft des Universums als Ganzem.

Zusätzlich leitet sie seit 5 Jahren die monatliche Veranstaltung „Astronomy on Tap Bonn“, einem lockeren Astronomie-Event mit Vorträgen, Preisen und Pub Quiz.

Die Teilnehmerzahl ist limitiert. Anmeldung zum Vortrag ausschließlich über diese Anmeldungsseite.

Der Eintritt beträgt 3,- Euro und ist für Mitglieder der Volkssternwarte Bonn kostenlos.

In den Räumen der Volkssternwarte gilt eine Maskenempfehlung.

Tag der offenen Tür 2024

Auch in diesem Jahr haben wieder zahlreiche Besucher (698) den Tag der offenen Tür der Volkssternwarte Bonn besucht, sich die Vorträge angehört und bei den Führungen im Rahmen des Tags des offenen Denkmals eine Menge über die Historie der alten Argelander-Sternwarte erfahren oder sich im Seminarraum den Sternenhimmel mit der Planetariums-Software „Stellarium“ erklären lassen.

Im Außengelände konnten sich die Kinder sich beim Bau und Start von „Luft-Raketen“ austoben und hatten eine Menge Spaß dabei.

Interessierte hatten die Möglichkeit, sich über Bücher auf unserem Bücherflohmarkt zu informieren und durch Spezialteleskope eindrucksvolle Details auf der Sonnenoberfläche live zu beobachten. Da waren nicht nur Sonnenflecken zu sehen (im Weißlicht-Teleskop), sondern auch die Granulation der Sonnenoberfläche und eine Reihe eindrucksvoller Protuberanzen (im H-Alpha Teleskop bei 656,281 nm Wellenlänge).

Vielleicht sehen wir ja einige Besucher im Herbst und Winter bei unseren Öffnungszeiten wieder. Dann, um sich an dunklen sternenklaren Abenden Mond, Planeten und andere Himmelsobjekte der Saison durchs Fernrohr anzuschauen oder vielleicht auch um selbst das Hobby Astronomie für sich zu entdecken.

Die Volkssternwarte Bonn freut sich über zahlreiche Gäste beim „Treffpunkt Refraktorium„.

Astrovorschau für Bonn (September/Oktober 2024) von Paul Hombach

Merkur zeigt im September eine günstige Morgensichtbarkeit, Venus ist zögerlicher Abendstern. Saturn steht mit schmalen Ringen in Opposition, Mars und Jupiter sind am besten in der zweiten Nachthälfte zu sehen. Am 22. September tritt die Herbsttagundnachtgleiche ein. Himmelshighlights sind die partielle Mondfinsternis am Morgen des 18. September und das beste Sichtbarkeitsfenster für Komet Tsuchinshan-ATLAS im Oktober. Am abendlichen Sternhimmel geht der Sommer in die Verlängerung.

Rund um den kalendarischen Herbstanfang, der 2024 auf den 22. September fällt, ist der Rückzug des lichten Tages besonders auffällig. In Zahlen heißt das für die Sonne, dass sie am 1. September noch von 6:46 bis 20:18 Uhr MESZ vom Bonner Himmel scheint, am 31. Oktober von 7:22 bis 17:09 Uhr – dann in MEZ angegeben, denn die Sommerzeit endet am 27. Oktober.

Durch die frühere Dunkelheit halten sich die Konstellationen des Sommerhimmels und sogar einige Frühlingssternbilder wacker am Abendhimmel. So ist in den Abendstunden im Westen links oberhalb des hellen Arktur noch die Nördliche Krone zu sehen, wo immer noch (Stand Ende August) jederzeit die Nova T CrB erscheinen sollte. Das Sommerdreieck mit den Sternbildern Adler, Schwan, Leier und dem Band der Milchstraße ist bis weit in den Herbst hinein prominent am Abendhimmel vertreten. Im Laufe der länger werdenden Nacht stellt sich der Anblick des gestirnten Himmels auf Herbst um. Anfang Oktober steht das Herbstviereck, der Pegasus, um Mitternacht im Süden. In der zweiten Nachthälfte hält der Winter Einzug. Das Wintersechseck mit den Sternbildern Stier, Fuhrmann, Orion, Kleiner und Großer Hund und den Zwillingen ist Anfang September ab 5:30 Uhr MESZ, Anfang Oktober ab 3:30 Uhr MESZ vollständig im Südosten vertreten.

Anblick des Bonner Abendhimmels am 1.10.2024 um 22:00 Uhr MESZ, Blickrichtung Süden. Im Westen sind noch Frühlingssternbilder wie der Herkules zu sehen, im Südwesten steigt die Sommermilchstraße vom Schützen aus auf, vorbei an Atair im Adler und Wega in der Leier bis zur zenitnahen Kassiopeia. Saturn im Wassermann erhellt im Südsüdosten eine eher sternarme Gegend. Auf das Herbstviereck des Pegasus im Südosten folgen weiter östlich der Widder und bald der Stier. Grafik erstellt mit Stellarium

Merkur ist in der ersten Septemberhälfte am Morgenhimmel zu finden. Die besten Tage für eine Beobachtung mit bloßem Auge liegen bei guten Sichtverhältnissen zwischen etwa dem 3. und 12. September, kurz vor 6 Uhr MESZ Blickrichtung Ostnordosten. Venus kann zwar ihren Abstand zur Sonne ausbauen, ist aber trotzdem ein kniffeliges Objekt in der Abenddämmerung tief im Südwesten sehr bald nach Sonnenuntergang. Der Abendstern zieht seine Bahn weit südlich am Firmament und steht flach zum Horizont. Ende Oktober geht er um 18:40 Uhr MEZ und damit rund anderthalb Stunden nach der Sonne unter.

Blick nach Ostnordosten am Morgen des 1. September 2024 um 5:45 Uhr MESZ. Die schmale abnehmende Mondsichel begegnet Merkur, der seine Morgensichtbarkeit beginnt. Grafik erstellt mit Stellarium

Mars hat mit Jupiter im August am Sternhimmel die Plätze getauscht, im September sind beide Planeten noch am besten in den frühen Morgenstunden beobachtbar. Ab Anfang Oktober geht Jupiter schon gegen 22:00 Uhr MESZ auf, Mars, inzwischen in den Zwillingen, betritt auch schon vor Mitternacht die Himmelsbühne. Saturn im Wassermann steht am 8. September in Opposition zur Sonne und ist die ganze Nacht zu sehen. Teleskopbeobachter werden über die nur vier Grad geöffneten Ringe staunen – im nächste Frühjahr wird uns Saturn die schmale Kante seines Ringsystems zuwenden. Uranus im östlichen Teil des Sternbilds Stier ist ab den späten Abendstunden zu beobachten, der Planet kratzt in Sachen Helligkeit an der Schwelle zur Freisichtigkeit. Jedes Fernglas zeigt ihn einfach als Lichtpunkt, in diesen Wochen ist er weniger als sechs Grad südwestlich der Plejaden zu finden. Neptun im Sternbild Fische steht am 21. September in Opposition, das heißt er ist nun nachts vergleichsweise günstig zu sehen. Zu seiner Beobachtung sind aber ein gutes Fernglas sowie eine Aufsuchkarte erforderlich. Zur Beobachtung empfehlen sich sowohl bei Uranus als auch Neptun die dunklen Nächte rund um die Neumondtermine.

Neumond ist am 3. September und 2. Oktober (inklusive einer ringförmigen Sonnenfinsternis, die im Südpazifik und von der Südspitze Südamerikas aus zu sehen ist). Beim Vollmond am 18. September kommt es zu einer partiellen Mondfinsternis, die von Bonn aus komplett sichtbar ist, allerdings bescheiden ausfällt: Sie dauert von 4:13 bis 5:17 Uhr MESZ, zum Maximum um 4:45 Uhr sind gerade einmal 9% des Mondes in den Kernschatten der Erde eingetaucht. Der abnehmende Halbmond vom 24. September ist der nördlichste in +/- 100 Jahren! Am 17. Oktober zieht der unverschattete Vollmond herbstlich-hoch über den Bonner Nachthimmel.

Maximum der Mondfinsternis vom 18. September 2024 um 4:45 MESZ für Bonn. Nur 9% des Mondes liegen im Kernschatten. Grafik erstellt mit Stellarium

Der große Unbekannte, vielleicht aber auch Star des Herbstes, ist der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS). Mit einer Helligkeit von – je nach Prognose – zwei Größenklassen könnte er zwischen dem 13. und 21. Oktober für unsere Breiten eine beachtliche Abendvorstellung geben. Wo der Komet dann steht, ist bekannt: Er zieht, aus dem Sternbild Jungfrau kommend, durch die Schlange in den Schlangenträger, wo er leider rasch wieder verblasst. Wie hell er wirklich wird, werden wir erst sehen, wenn es soweit ist. Vielleicht ist der Komet ja das Highlight beim bundesweiten Tag der Astronomie am 19. Oktober.

Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) am 20. Oktober 2024 um 20:00 Uhr MESZ, Blickrichtung Westsüdwesten. Grafik erstellt mit Stellarium

Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude bei der Beobachtung!

Astrovorschau für Bonn (Juli/August 2024) von Paul Hombach

Merkur kann mit Mühe im Juli am Abendhimmel gefunden werden, gleiches gilt für Venus ab August. Saturn wird zum Planeten der ganzen Nacht und am 21. August vom Mond bedeckt. Jupiter und Mars begegnen sich am Morgenhimmel. Die Nachtlänge legt um fast drei Stunden zu.

Im Juli sind die kürzesten Nächte passé. Die sogenannten weißen Nächte, bei denen der Sonnenmittelpunkt nicht tiefer als 18 Grad unter den Nordhorizont sinkt, enden am 16. Juli. Noch kann es zur Sichtung von Leuchtenden Nachtwolken kommen, einige schöne derartige Displays waren Ende Juni über der Region zu bewundern. Die Sonne geht für Bonn am 1. Juli um 5:21 Uhr MESZ auf und 21:48 Uhr unter. Am 1. August steht sie von 5:57 bis 21:16 Uhr MESZ am Bonner Firmament.

Beim Blick an den hinreichend dunklen Himmel am 1. August um 23:00 Uhr MESZ finden sich im Westen und Südwesten noch Reste des Frühlingshimmels rund um den hellen Arktur im Bärenhüter. Weiterhin sollte man in jeder klaren Nacht die Nördliche Krone ein Stück östlich von Arktur im Blick halten, wo jederzeit die Nova T CrB ausbrechen kann. Den Sünden dominiert das Sommerdreieck, bestehend aus Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler. Vom Schützen am Südhorizont zieht sich das in neumondnahen Nächten schimmernde Band der Sommermilchstraße praktisch senkrecht nach Norden. Entlang ihres Pfades, der sie unter anderem durch das Sommerdreieck bis hoch zur Kassiopeia führt, sind zahlreiche schöne Deep-Sky-Objekte aufzustöbern, wie der Sternhaufen M 11 im Sternbild Schild, der Hantelnebel M 27 im Füchslein oder der schöne Doppelstern Albireo und Sternwolken im Schwan. Sternärmer geht es im Osten zu, wo das Herbstviereck des Pegasus die kommende kühlere Jahreszeit ankündigt.

Der Blick an den Bonner Nachthimmel am 1. August um 23:00 Uhr MESZ spannt von West nach Ost den Bogen der letzten Frühlingsbilder (Löwe, Jungfrau, Waage), über die Sommerkonstellationen (Skorpion, Schütze, Sommerdreieck) bis zu den Herbststernbildern (Steinbock, Wassermann, Pegasus). Im Ostsüdosten ist Saturn aufgegangen. Grafik erstellt mit Stellarium

Merkur bietet im Juli eine sehr bescheidene Abendsichtbarkeit. Für unsere Breiten ist wohl die Begegnung mit der zunehmenden Mondsichel am Abend des 7. Juli die beste Chance, den Planeten bei freier und klarer Horizontsicht mit dem Fernglas zu finden. Von beispielsweise mediterranen Urlaubsregionen aus ist Merkur hingegen leichter zu sehen: Je südlicher, desto besser. Venus hat es nicht leicht, in die Rolle des Abendsterns zu finden, zu flach ist die Lage der Ekliptik am Abendhimmel. Eine erste Chance zur Beobachtung bietet der 5. August, wenn die zunehmende Mondsichel rechts neben der Erdschwester steht. Für Bonn sollte man es gegen 21:20 Uhr MESZ versuchen, beide tief am Westhorizont zu erspähen. Auch Ende August geht die Venus erst eine Dreiviertelstunde nach der Sonne unter.

Mondsichel und Merkur am 7. Juli 2024 um 22:20 Uhr MESZ. In der hellen Dämmerung (Sonne 5 Grad unter dem Horizont) steht Merkur noch 5 Grad hoch im Westnordwesten. Grafik erstellt mit Stellarium

Mars wird langsam heller. Er ist am Morgenhimmel zu sehen und steht sehr nördlich am Himmel. Ab dem 12. Juli ist er im Sternbild Stier zu finden, dort zieht er am 15. und 16. nur rund eine Vollmondbreite südlich an Uranus vorbei – eine gute Gelegenheit, diesen Planeten mit dem Fernglas zu finden. Mars steuert danach seine nächste Planetenbegegnung an, er wird am 14. und 15. August nur rund 0,3 Grad nördlich von Jupiter stehen! Jupiter wiederum baut seine Morgensichtbarkeit kräftig aus: Am 1. Juli geht er um 3:23 Uhr MESZ, am 31. August schon um Mitternacht auf. Beide, Jupiter und Mars, stehen mit Plejaden und Hyaden / Aldebaran (dem »Goldenen Tor der Ekliptik«) in prominenter Nachbarschaft. Am Morgen des 31. Juli gesellt sich noch der abnehmende Mond hinzu – ein tolles Fotomotiv!

Schöne Konstellation am Morgenhimmel: Beim Blick nach Osten Am 31. Juli 2024 um 4:30 Uhr MESZ sind Mars, Jupiter und Mond nahe der Plejaden im aufziehenden Wintersternhimmel platziert. Grafik erstellt mit Stellarium

Saturn sorgt für das Himmelshighlight der Saison, denn er wird am Morgen des 21. August vom Mond bedeckt. Der Eintritt am östlichen Mondrand beginnt in Minute 5:30 Uhr MESZ und dauert inklusive schmaler Ringe rund 40 Sekunden. Der Austritt um 6:17 Uhr MESZ erfolgt zwei Minuten vor Sonnenaufgang in der schon sehr hellen Dämmerung. Ab Mitte Juli geht Saturn bereits kurz vor Mitternacht auf, am 31. August um 20:38 Uhr MESZ – Saturn wird zum Planeten der ganzen Nacht, denn seine Opposition am 8. September ist nicht mehr fern.

Saturn unmittelbar vor seiner Bedeckung am 21. August um 5:30 Uhr MESZ bei hoher Vergrößerung. Grafik erstellt mit Stellarium

Neumond ist (in MESZ gerechnet) am 6. Juli, Vollmond am 21. Juli. Auch dieser steht sehr südlich und erreicht um 1:16 Uhr MESZ für Bonn nur eine Höhe von 12 Grad im Süden – immerhin zwei Grad mehr als bei dem »Rekord-Vollmond« vom 22. Juni. Im August ist am 4. Neumond und am 19. Vollmond. Die Sternschnuppen der Perseiden, deren Maximum auf den 12. August fällt, bekommen es mit einem zunehmenden Halbmond zu tun, der allerdings schon bald nach 23 Uhr untergeht.

Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern schöne Sommernächte und viel Freude beim Beobachten!

Astrovorschau für Bonn (Mai/Juni 2024) von Paul Hombach

Im Vorhersagezeitraum erreicht die Tageslänge ihr jährliches Maximum. Der Abend bleibt planetenfrei, während sich vom Morgenhimmel her die Himmelsbühne mit Saturn, Mars und schließlich Jupiter wieder füllt. Der Vollmond im Juni steht extrem weit südlich.

Der kalendarische Sommeranfang fällt in diesem Jahr auf den 20. Juni. An diesem Tag steht die Sonne rechnerisch von 5:17 bis 21:50 Uhr MESZ am Himmel. Die sogenannten weißen Nächte, bei denen die Sonne nicht mehr tiefer als 18 Grad unter den Horizont taucht, dauern vom 27. Mai bis zum 16. Juli.

Den Himmelsanblick in den kurzen Nächten bestimmen die Sternbilder des Frühlings und Frühsommers. Am 1. Juni um 23:00 Uhr MESZ, wenn die Dämmerung dunkel genug für den Anblick der Sterne geworden ist, fällt Arktur im Bärenhüter im Süden auf, während der Löwe als klassisches Frühlingssternbild in den Südwesten gerückt ist. Eher unauffällig ist die Waage, die sich dem Meridian nähert. Im Osten zieht mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler der Sommerhimmel auf. Zwischen Arktur und Wega liegen die Sternbilder Nördliche Krone (Hinweis: Weiterhin ist jederzeit mit einem Ausbruch der Nova T CrB zu rechnen, die Stand Ende April noch nicht aufgeleuchtet ist; siehe letzte Astrovorschau) und Herkules. Der ist für seine Kugelsternhaufen M 13 und M 92 bekannt. Unterhalb dieser Konstellation lockt auch der Schlangenträger mit einem attraktiven Angebot solcher schon im Fernglas sichtbaren Objekte, zu nennen sind hier M 9, M 10, M 12 und M 14 sowie natürlich M 5 in der benachbarten Schlange.

Der Blick an den Bonner Nachthimmel am 1. Juni um 23:00 MESZ. Während im Nordwesten die Zwillinge untergehen, zeigen sich Krebs und Löwe im Westen bzw. Südwesten. Den Süden des planetenfreien Himmels nehmen Bärenhüter und Jungfrau ein. Im Südosten steht der Herkules, im Osten Schwan und Leier. Diese Sommersternbilder werden erst gegen drei Uhr morgens den Süden erreichen. Grafik erstellt mit Stellarium

Merkur bleibt im Mai und Juni für unsere Breiten unsichtbar, gleiches gilt für Venus, die am 4. Juni hinter der Sonne her zieht. Mehr los ist am Morgenhimmel: Dort erscheint zunächst Saturn, gefolgt von Mars. Beide können ihre Sichtbarkeiten vor Sonnenaufgang in den kommenden Wochen ausbauen. Jupiter steht am 18. Mai unbeobachtbar in Konjunktion mit der Sonne. In der zweiten Junihälfte taucht er langsam wieder am Morgenhimmel auf.

Planetenreigen: Blick an den Bonner Morgenhimmel am 28. Juni 2024 um 4:00 Uhr MESZ. Im Südosten stehen Saturn und Mond, im Osten ist Mars zu sehen. Auch Jupiter im Stier ist wieder aufgetaucht. Grafik erstellt mit Stellarium

Am 8. Mai ist Neumond, einen Abend später kann man noch einmal eine steil zum Horizont stehende schmale Mondsichel am Nordwesthorizont bewundern. Am 23. Mai ist Vollmond, in der folgenden Nacht auf den 24. Mai kommt es zu einer engen Begegnung zwischen dem Mond und Antares im Skorpion. Am 31. Mai ist der abnehmende Mond in der Nähe Saturns zu sehen, bevor er am 6. Juni erneut in Neumondstellung gerät. Am frühen Abend des 16. Juni ist der Erdtrabant besonders nahe bei Spica in der Jungfrau zu sehen. Der Vollmond am 22. Juni ist der südlichste des Jahrzehnts und drittsüdlichste des Jahrhunderts. Er kulminiert für Bonn um 1:30 Uhr MESZ in nur 10 Grad Höhe! Je nach Bebauung wird man ihn in dieser hellen Sommernacht vom 21. auf den 22. Juni nicht einmal zu Gesicht bekommen!

Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude beim Beobachten!