Venus zieht sich vom Morgenhimmel zurück, an dem Merkur ein kurzes Gastspiel gibt. Jupiter erscheint schon in den Abendstunden im Nordosten, Saturn hält sich mit ultraschmalem Ring am Abendhimmel. Am 21. Dezember ist kalendarischer Winteranfang.
Die Sonne durchläuft am 21. Dezember an den südlichsten Punkt ihrer Jahresbahn – die Wintersonnenwende ist zugleich der kalendarische Winteranfang. Der Sonne bleibt wenig Zeit, den Bonner Himmel zu erhellen: Am 1. November steht sie von 7:23 Uhr bis 17:06 Uhr MEZ über dem Horizont, am kürzesten Tag des Jahres, dem 21. Dezember, von 8:31 Uhr bis 16:28 Uhr MEZ. Die Zeit der langen Nächte bietet das komplette Panorama von den Resten des Sommerhimmels am Abendhimmel im Westen bis zu den Frühlingssternbildern am Morgen im Osten.
Mit dem frühen Einsetzen der Dunkelheit ist noch das Sommerdreieck mit Wega, Deneb und Atair, den Hauptsternen der Leier, des Schwans und des Adlers, erstaunlich gut zu sehen: Anfang November im Südwesten, bis Jahresende noch im Westen. Ansonsten ist der Abendhimmel herbstlich. Das geflügelte Pferd Pegasus, alias Herbstviereck, ist umgeben von den Figuren der Sage um Perseus und Andromeda. Die royalen Eltern der beinahe dem Ungeheuer Cetus (Walfisch) geopferten Prinzessin – Kassiopeia (das Himmels-W) und Kepheus – stehen hoch am Himmel. Nach Osten schließt sich mit dem Fuhrmann ein klassisches Sternbild des Winterhimmels an. Zwischen Fuhrmann und Schwan lädt in dunklen Nächten das schimmernde Band der nördlichen Milchstraße zum Fernglasspaziergang ein, zahlreiche bekannte offene Sternhaufen liegen entlang der Route.
Im Laufe des Abends übernehmen die Wintersternbilder die Regie. Orion & Co erscheinen im ersten Novemberdrittel gemeinsam mit dem glänzenden Jupiter am östlichen Abendhimmel, werden aber erst gegen Mitternacht inklusive Sirius komplett sein. Das vollständige Wintersechseck, bestehend aus Pollux in den Zwillingen, Capella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen und Prokyon Kleinen Hund ist Mitte Dezember gegen 23 Uhr MEZ unübersehbar im Südosten vertreten.
Den Morgenhimmel zieren die Frühlingsboten. Der Löwe schafft es zum Monatswechsel um 6:00 Uhr MEZ bereits in den Meridian, die Jungfrau nimmt den Südosten ein. Im Osten haben sich Arktur im Bärenhüter sowie die Nördlich Krone zurückgemeldet. Nach neuesten Erkenntnissen ist der an dieser Stelle so oft erwähnte bevorstehende Ausbruch der Nova T CrB auf unbestimmte Zeit verschoben.

Der Anblick des Bonner Nachthimmels am 1. Dezember um 20:00 Uhr MEZ. Während sich im Westen das Sommerdreieck hält, dominieren im Süden die Herbststernbilder rund um das „Herbstviereck“ des Pegasus. Saturn zwischen Wassermann und Fischen hat soeben den Meridian passiert, der zunehmende Mond leuchtet in den Fischen. Im Nordosten ist Jupiter in den Zwillingen aufgegangen. Mit ihm zieht der Wintersternhimmel herauf. Grafik erstellt mit Stellarium
Merkur bietet Anfang Dezember die zweite Chance, am Morgenhimmel gefunden zu werden. Mit dem Fernglas kann man bereits in den letzten Novembertagen bei guter Sicht etwa eine Dreiviertelstunde vor Sonnenaufgang mit dem Fernglas über dem Südosthorizont nach ihm suchen. Ab dem 1. Dezember ist Merkur hell genug, um eine Beobachtung mit freiem Auge zu schaffen. Den größten Winkelabstand zur Sonne erreicht der kleine Planet schon am 7. Dezember, auch wenn dieser mit 18,5 Grad eher bescheiden ausfällt. Dennoch lässt sich Merkur noch bis kurz vor Weihnachten in der Morgendämmerung erspähen. Venus zieht sich im November vom Morgenhimmel zurück. Während sie Anfang November noch rund anderthalb Stunden vor der Sonne aufgeht, sind es am 1. Dezember weniger als 50 Minuten. Damit verabschiedet sich unser innerer Nachbarplanet für die nächsten Wochen als Beobachtungsobjekt. Am 6. Januar wird die Venus in oberer Konjunktion mit der Sonne stehen.

Blick an den südöstlichen Morgenhimmel am 1. Dezember 2025 um 7:35 Uhr MEZ: Soeben ist Venus aufgegangen, während der „Ersatzmorgenstern“ Merkur in der Dämmerung verblasst. Grafik erstellt mit Stellarium
Mars wird im Januar 2026 in Konjunktion mit der Sonne stehen und bleibt daher unbeobachtbar. Jupiter im Sternbild Zwillinge ist zum Planeten der ganzen Nacht geworden. Mitte November geht er um 20:42 Uhr MEZ auf, einen Monat später bereits um 18:33 Uhr MEZ – die Opposition Jupiters, die am 10. Januar eintreten wird, ist nicht mehr fern. Das zeigt sich auch an der zunehmende Helligkeit des Riesenplaneten, der mit seinem Glanz den ohnehin funkelnden Wintersternhimmel aufpoliert. Saturn ist günstig am Abendhimmel platziert. Mitte November geht er für Bonn um 20:38 Uhr MEZ durch den Meridian (übrigens ist Saturn eine schöne Aufsuchhilfe für den hellen, aber südlichen Stern Fomalhaut, der sich rund 27 Grad rechts unterhalb zeigt). Das Highlight im Teleskop ist der zu einem ultrafeinen Strich gewordene Saturnring, der am 24. November von der Erde aus unter dem minimalen Winkel von 0,37 Grad zu sehen ist. Knifflig sind die Durchgänge des Saturnmondes Titan vor seinem Mutterplaneten teleskopisch zu beobachten. Sie finden jeweils in den Abendstunden des 6. und 22. November, 8. und 24. Dezember statt. Bis zum Jahresende verlagern sich die Saturnuntergänge in die Zeit vor Mitternacht. Am 29. November sowie am zweiten Weihnachtstag schaut abends der zunehmende Mond beim Herren der superschmalen Ringe vorbei.
Uranus im Sternbild Stier steht am 21. November in Opposition zur Sonne und ist theoretisch mit einer Helligkeit von 5,6 Größenklassen in Reichweite für das bloße Auge – vor allem zur Neumondzeit (siehe unten). Mit dem Fernglas ist er leicht zu finden, nur vier Grad südlich des offenen Sternhaufens der Plejaden. Neptun steht, zumindest aus Erdsicht, momentan in der Nähe Saturns. Es gelten für den blassen Planeten im Südteil der Fische somit ähnliche Sichtbarkeitszeiten wie für seinen beringten Kollegen südlich der Sternbildgrenze im Wassermann. Ein gutes Fernglas ist zur Beobachtung des nur gut acht Magnituden hellen Planeten Pflicht.

Sternkarte mit den gemeinsamen Bahnen von Saturn und Neptun im Grenzgebiet Fische / Wassermann zwischen dem 1. November 2025 und dem 1. März 2026. Zum Vergleich: Die Helligkeit der Feldsterne 27 und 29 Psc liegt um die 5. Größenklasse. Grafik erstellt mit Stellarium
Am 5. November ist Vollmond. Da dieser praktisch mit der Erdnähe unseres Trabanten zusammenfällt, wird er etwas größer aussehen als im Durchschnitt. In den Medien wird erwartbar wieder von einem „Supermond“ ventiliert werden. Neumond ist am 20. November. Der Vollmond des 5. Dezember, zweitgrößter und nördlichster des Jahres, steht noch einmal mit einer Höhe am Bonner Nachthimmel, die erst wieder im Dezember 2042 leicht überboten wird. Letzter Neumond des Jahres ist am 20. Dezember.
Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß beim Beobachten und eine schöne Weihnachtszeit!