Astrovorschau für Bonn (Mai/Juni 2025) von Paul Hombach

Am 21. Juni bringt die Sommersonnenwende den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Mars bleibt dem Abendhimmel erhalten, von dem sich Jupiter zurückzieht, Merkur indes im Juni ein kleines Gastspiel gibt. Venus erreicht am Morgenhimmel ihren größten Abstand zur Sonne. Saturn – am 6. Mai in Ringkantenstellung – taucht am Morgenhimmel auf. Der Juni-Vollmond ist auf Jahre hin der südlichste.

Noch bis zum 21. Juni, dem Tag des kalendarischen Sommeranfangs, nimmt die Tageslänge zu. Zur Sommersonnenwende ziert die Sonne von 5:17 bis 21:50 Uhr MESZ den Bonner Himmel. Zwischen Ende Mai und Mitte Juli liegen für unsere Breiten die weißen Nächte, bei denen die Sonne nachts nicht mehr das Kriterium für das Ende der astronomischen Dämmerung erreicht: Sie steht nie tiefer als 18 Grad unter dem Horizont. Es ist eine gute Zeit, um nach Leuchtenden Nachtwolken Ausschau zu halten.

In den kurzen und hellen Nächten geben noch die Frühlingssternbilder den Ton an. Mitte Mai sind bei ausreichender Dunkelheit um 22:30 Uhr MESZ gar noch die Reste des Winterhimmels in Gestalt von Fuhrmann und Zwillingen im Westnordwesten zu sehen, der Krebs mit dem Planeten Mars befindet sich im Westen. Der Löwe ist nach Südwesten gerückt, Arktur im Bärenhüter wird kurz nach Mitternacht den Meridian passieren. Der Große Bär steht zenitnah. Fast schon im Süden ist das Sternbild Jungfrau, bekannt für seinen Reichtum an Galaxien, zu finden. Dort hält sich momentan der hellste Asteroid auf: (4) Vesta. Vesta steht Anfang Mai mit 5,6 Größenklassen Helligkeit in Opposition, was sie theoretisch in Reichweite für das bloße Auge bringt. Auch Wega in der Leier ist Mitte Mai nach Einbruch der Dunkelheit im Osten zu sehen. Zwischen Arktur und Wega liegen, auf je einem Drittel der Strecke, die Nördliche Krone (Stand Ende April 2025 warten wir immer noch auf den fälligen Ausbruch der Nova T CrB) und der Herkules. Dieser beherbergt mit dem Kugelsternhaufen M 13 den attraktivsten seiner Art am Nordhimmel – bereits ein Fernglas zeigt ihn als kompakten Nebelflecken. Mitte Juni um 0 Uhr MESZ gestaltet sich die Osthälfte des Himmel sommerlich, mit dem Skorpion fast im Süden und dem Sommerdreieck – bestehend aus Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Altair im Adler – hoch im Südosten und Osten.

Der Blick an den Bonner Nachthimmel am 1. Juni um 23:00 Uhr MESZ zeigt ein frühsommerliches Panorama von den untergehenden Zwillingen im Westnordwesten über den Löwen (an diesem Tag mit Mars und Mondsichel) im Südwesten, den Bärenhüter im Süden bis zum Adler im Osten. Grafik erstellt mit Stellarium

Merkur zeigt im Juni eine kleine Abendsichtbarkeit. Ab Mitte Juni ist der innerste Planet gegen 22:30 Uhr MESZ bei guter Sicht sogar mit bloßem Auge tief über dem Horizont in der Abenddämmerung zu finden. Gegen Ende des Monats ist die Sichtbarkeit für unsere Breiten bereits wieder vorbei, obwohl Merkur erst Anfang Juli seinen größten Sonnenabstand erreicht. Venus ist Morgenstern. Ende April stand sie im sogenannten größten Glanz, am 1. Juni folgt der maximale Winkelabstand zur Sonne während dieser Morgensichtbarkeit. Venus steht südlicher als die Sonne am Himmel und kann den Vorsprung zu ihr nicht zu einer spektakulären Erscheinung am Morgenhimmel nutzen.

Die kleine Sichtbarkeit Merkurs am Abendhimmel endet fast schon wieder, wenn am 26. Juni die neue Mondsichel (hier leicht vergrößert dargestellt) hinzutritt. Blick nach Westnordwesten am 26. Juni 2025 um 22:30 Uhr MESZ. Grafik erstellt mit Stellarium

Mars bleibt noch am Abendhimmel sichtbar. Der inzwischen verblasste Rote Planet wandert aus dem Krebs in den Löwen, wo er zwischen dem 16. und 18. Juni an dessen Hauptstern Regulus vorbeizieht. Jupiter ist im Mai zunächst noch am Abendhimmel zu finden, von dem er sich zum Monatsende verabschiedet. Am 24. Juni steht der Gasriese in Konjunktion mit der Sonne unbeobachtbar am Taghimmel. Saturn ist, wenn auch zögerlich, an den Morgenhimmel zurückgekehrt. Am 6. Mai kommt es zur Ringkantenstellung des Planeten zur Sonne. Nach diesem Herbstäquinoktium Saturns fällt bis zum 22. Januar 2039 das Sonnenlicht auf die Südseite der Ringe. Die Erde ist perspektivisch schon am 23. März auf die Ringsüdseite gewechselt, im Teleskop wandelt sich der scheinbar ringlose Saturn nur wieder zu einem mit Ringen, die allerdings noch schmal und blass daherkommen. Während Uranus im Mai unbeobachtbar in Konjunktion mit der Sonne steht, begegnet Neptun am 29. Juni Saturn – der Auftakt einer seltenen Dreifachkonjunktion. Der lichtschwache Neptun ist dann ein Grad oberhalb Saturns nur mit Hilfe eines Fernglases oder Teleskops auszumachen.

Am 12. Mai ist Vollmond. Nach dem Neumond des 27. Mai kann man bereits am Abend des 28. nach der schmalen neuen Mondsichel Ausschau halten, die sich etwas oberhalb des entschwindenden Jupiters befindet. Der Vollmond des 11. Juni 2025 ist der südlichste bis zum Jahr 2043. In der Nacht zum 12. Juni, wenn er kurz nach 2 Uhr MESZ kulminiert, erreicht er nur 10 Grad Höhe über dem Bonner Horizont! Neumond ist wiederum am 25. Juni. Zuvor, in den Morgenstunden des 23. Juni, kommt es erneut zu einer Bedeckung der Plejaden durch den Mond.

Nur maximal 10 Grad Höhe erreicht der extrem südliche Vollmond für Bonn in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 2025. Blick um 2:05 Uhr MESZ nach Süden. Grafik erstellt mit Stellarium

Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß beim Beobachten!


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