Astrovorschau für Bonn (November / Dezember 2023) von Paul Hombach

Jupiter steht Anfang November in Opposition, ist Star des Nachthimmels und wird nur vom strahlenden Morgenstern Venus übertroffen. Saturn hält sich am Abendhimmel, Merkur und Mars bleiben unsichtbar. Ein Highlight ist die Venusbedeckung am 9. November, die allerdings am Taghimmel stattfindet.

Auf dem Weg zu den kürzesten Tagen des Jahres – Winteranfang ist am 22. Dezember – lassen sich die Sternbilder des Sommerhimmels und sogar einige nördliche Frühlingssternbilder noch abends im Südwesten und Westen beobachten.

Zur Standardzeit 20:00 MEZ in der Mitte des Vorhersagezeitraums am 1. Dezember finden wir das Sommerdreieck mit den hellsten Sternen der Konstellationen Leier, Schwan und Adler noch bequem im Westsüdwesten. Rund um den Meridian schaut der Himmel herbstlich aus. Das Herbstviereck, markanter Teil des Pegasus, schickt sich an die Nord-Süd-Linie ganz zu überschreiten. Rechts unterhalb findet sich Saturn im Wassermann. Das geflügelte Pferd Pegasus wird von den dazugehörenden Figuren der Sternensage mit Perseus und Andromeda begleitet. Die königlichen Eltern der zu rettenden Dame, Kassiopeia (das Himmels-W) und Kepheus sind zenitnah hoch über unseren Köpfen und mit ihnen die nördlichen Bereichen des Milchstraßenbandes.

Folgt man diesem nordostwärts, so führt der Weg zum Fuhrmann mit der hellen Capella – da grüßt bereits ein Teil des Wintersechsecks. Um dieses komplett im Osten zu sehen, muss man allerdings noch rund drei Stunden warten, dann wird auch der helle Sirius tief im Südosten funkeln und die inoffizielle Figur komplettieren. Nun aber, um 20:00 Uhr erscheint der Südosthimmel unterhalb des Widders eher sternarm, Fische, Walfisch und Teile des Himmelsflusses Eridanus sind keine Hingucker. Umso strahlender kann sich in diesem Jahr der brillante Jupiter hier in Szene setzen.

Auf jeden Winter folgt ein Frühling, der lässt sich als „himmlischer Preview“ in den Stunden vor Sonnenaufgang blicken. Um 6:00 MEZ steht z.B. das Bonner Wappentier Löwe schon wieder im Süden. Im Südosten ist dann die Venus neben Spica in der Jungfrau zu sehen.

Abb. 1: Der Anblick des Bonner Nachthimmels am 1. Dezember um 20:00 MEZ zeigt das Sommerdreieck im Westen. Den Süden dominieren die Herbststernbilder rund um den Pegasus, im Osten sind große Teile des Wintersternhimmels aufgegangen. Ergänzt wird die Szenerie durch Saturn im Südwesten und Jupiter im Südosten. (Grafik erstellt mit Stellarium)

Merkur bleibt in den beiden Monaten für unsere Breiten unsichtbar, ebenso Mars, der im November von der Erde aus gesehen hinter der Sonne vorbei zieht. Hingegen ist Venus als glänzender Morgenstern vor Sonnenaufgang bis zum Jahresende weiter ein Blickfang.

Jupiter steht am 3. November in Opposition zur Sonne und ist die ganze lange Nacht hindurch zu sehen. Der Gasriese steht in diesem Jahr im Sternbild Widder und erreicht mit diesem nachts beachtliche Höhen über dem Horizont. Da Jupiter sich auf seiner Umlaufbahn im sonnennäheren Teil aufhält, ist er besonders hell – was Beobachter mit bloßen Auge erfreut. Im Teleskop erscheint er analog dazu etwas größer als in anderen Jahren und ist auch durch seine gute Höhe über dem Horizont ein Top-Beobachtungsziel. Am 22. Dezember steht der zunehmende Mond nahe bei Jupiter.

Saturn im Wassermann hält sich wacker am Abendhimmel. Der Ringplanet steht für Bonn Mitte November um 19:00 MEZ im Süden. Einen Monat später hat er zu Beginn der Dunkelheit seinen Höchststand im Süden schon hinter sich und wird gegen 22:00 Uhr den Südwesthorizont erreichen. Uranus sei noch erwähnt, da er am 13. Dezember in Opposition steht. Da an diesem Tag auch Neumond ist, wird die Beobachtung an dunklen Orten nicht durch Mondlicht gestört. Im Prinzip ist Uranus sogar knapp freisichtig zu erkennen. Doch man greift besser zum Fernglas, um den Planeten rund 12 Grad östlich von Jupiter und 2 Grad südlich des Sterns δ Ari zu finden.

Abb. 2: Begegnung zu Winteranfang: Am 22. Dezember steht der Mond nahe bei Jupiter, um 20:45 MEZ finden wir das Duo im Süden des Bonner Himmels. (Grafik erstellt mit Stellarium)

 Ein Highlight der nächsten zwei Monate ist zweifellos die Bedeckung der Venus durch den Mond am Vormittag des 9. November. Für Bonn beginnt die Verfinsterung um 10:51 MEZ und es dauert rund eine Minute, bis der Planet ganz vom beleuchteten Mondrand der zu 15% beleuchteten abnehmenden Mondsichel bedeckt wird. Zu Beobachtung ist wenigstens ein Fernglas nötig. Beide Gestirne stehen rund 37 Grad hoch im Südsüdwesten am Bonner Himmel, der Sonnenabstand beträgt gut 45 Grad, dennoch sollte man darauf achten, bei der Suche nach Venus und Mond nicht versehentlich die Sonne ins Visier zu nehmen. Um 12:02 MEZ wird der Morgenstern am dunklen Mondrand wieder sichtbar.

Abb. 3: Kurz vor der Bedeckung: Venus neben dem Mondrand am 9. November 2023 um 10:51 MEZ. (Grafik erstellt mit Stellarium)

Vollmond ist am 27. November und 27. Dezember. Der Vollmond des 27. Dezember ist extrem nördlich am Himmel unterwegs, er ist der nördlichste Vollmond seit 1969, dem Jahr der ersten Mondlandung! Mondlose Nächte bieten die Termine rund um die Neumonde des 13. November und 13. Dezember.

Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern eine friedliche Weihnachtszeit, guten Rutsch und viel Freude bei der Beobachtung!

 

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