Astrovorschau für Bonn (September/Oktober 2025) von Paul Hombach

Highlight ist die totale Mondfinsternis am 7. September, die allerdings nur eingeschränkt sichtbar ist. Saturn steht mit schmalen Ringen in Opposition, Jupiter wird zum Planeten der ganzen Nacht. Venus behauptet sich noch als Morgenstern, am Taghimmel des 19. September wird sie vom Mond bedeckt. Am 22. September ist kalendarischer Herbstanfang.

Am 22. September quert die Sonne den Himmelsäquator südwärts. Es ist zwar Herbstanfang, aber es beginnt das Halbjahr, in dem die Sonne sich länger unter als über dem Horizont befindet. Am Tag des Herbstanfangs geht die Sonne für Bonn um 7:17 Uhr MESZ auf und um 19:30 Uhr MESZ unter. Am 26. Oktober, wenn die Sommerzeit endet, wird wieder in MEZ gerechnet: Dann steht die Sonne von 7:12 Uhr bis 17:18 Uhr MEZ am Bonner Himmel.

Beim Blick an den Abendhimmel des 1. Oktober um 21:00 Uhr MESZ halten sich im Westen immer noch die Reste des Frühlingshimmels. Vielleicht erweist uns die Nova T CrB im Sternbild Krone, das bis weit in den Herbst abends im Westen sichtbar ist, endlich das Vergnügen, ihren fälligen Ausbruch zu zeigen. Das Sommerdreieck, bestehend aus Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler – eigentlich kein Sternbild, sondern streng genommen ein sogenannter Asterismus – dominiert den abendlichen Himmel. Besonders rund um die Neumondtermine (siehe unten) lässt sich von dunklen Standorten aus das schimmernde Band der Milchstraße vom Schützen bis zum „Himmels-W“ der Kassiopeia hoch im Nordosten bewundern. Der gesamte Osthimmel ist bereits „sagenhaft“: Die Kassiopeia ist wie auch der Kepheus Teil der Perseussage, zu dem auch das geflügelte Pferd Pegasus (als Herbstviereck bekannt) und die Andromeda gehören; das von Perseus abzuwehrende Meeresungeheuer Walfisch lauert im Südosten. Etwas westlich davon leuchtet Saturn in einer ansonsten eher sternarmen Umgebung. Um Mitternacht erreicht das Pegasus-Viereck den Meridian. Im Laufe der schon langen Nacht erscheint der Winterhimmel: Das Wintersechseck mit den Sternbildern Stier, Fuhrmann, Orion, Kleiner und Großer Hund sowie den Zwillingen wird um 4:00 Uhr MESZ im Südosten vollständig versammelt sein. Wenn gegen 6:00 Uhr MESZ die Wintersternbilder langsam den Süden erreichen, zeigt sich mit dem Löwen im Osten, dass es auch am Himmel einmal wieder Frühling werden wird.

Der Blick an den Bonner Nachthimmel am 1. Oktober um 21:00 Uhr MESZ zeigt den zunehmenden Mond an der Grenze von Schütze und Steinbock genau im Süden. Im Westen ist noch Arktur zu sehen, vom Südsüdwesten aus zieht sich das Band der Milchstraße durch das Sommerdreieck nach Norden. Der östliche Himmel gehört den klassischen Sternbildern des Herbstes rund um den Pegasus. Im Südosten leuchtet Saturn an der Grenze von Wassermann und Fischen. Grafik erstellt mit Stellarium

Merkur zeigte in der zweiten Augusthälfte eine mittelgünstige Morgensichtbarkeit. In den ersten Septembertagen endet diese, der Abstand Merkurs zur Sonne wird zu gering. Da der Planet jedoch für seine Verhältnisse hell ist und die Ekliptik steil zum Horizont steht, kann Merkur vielleicht bei bester Sicht zum Osthorizont bis zum 3. September mit dem Fernglas noch gefunden werden.

Venus hat ihre Rolle als strahlender Morgenstern in den vergangenen Wochen bravourös gespielt und rückt nun näher an die Sonne heran. Zwischen dem 18. und 20. September zieht Venus nah an Regulus im Löwen vorbei (den sie übrigens im Oktober 2044 bedecken wird). Ein Highlight ist die Venusbedeckung am Mittag des 19. September: Für Bonn schiebt sich der beleuchtete Mondrand um 14:03:47 Uhr MESZ über die Venus – es dauert 25 Sekunden, bis das Planetenscheibchen vollständig bedeckt ist. Um 15:20 Uhr MESZ taucht unser Nachbarplanet wieder am unbeleuchteten westlichen Mondrand auf. Venus und Mond stehen dann noch hoch genug im Westsüdwesten, um bequem mit dem Fernglas beobachtet zu werden. Allerdings sollte man die Sonne zum Beispiel hinter einer Hauskante haben und das Ereignis ungeblendet aus dem Schatten heraus verfolgen. Ende Oktober geht der Morgenstern nur noch gut anderthalb Stunden vor der Sonne auf.

Schöne Szene am Morgenhimmel des 19. September 2025, mit Blick nach Osten um 6:15 Uhr MESZ: Venus begegnet Regulus im Löwen, die schmale Mondsichel steht daneben. Oberhalb leuchtet Jupiter in den Zwillingen. Um 14:04 Uhr MESZ am hellen Mittagshimmel wird der Mond Venus bedecken. Grafik erstellt mit Stellarium

Mars bleibt in den kommenden Wochen, ja sogar Monaten, den Blicken entzogen. Jupiter im Sternbild Zwillinge hingegen wird zum Planeten der ganzen Nacht. Mitte September geht er noch um 0:20 Uhr MESZ auf, einen Monat später erscheint er schon gegen 22:40 Uhr MESZ. In der Nacht vom 14. auf den 15. Oktober lassen sich teleskopisch gleich zwei Schatten, die der Monde Io und Europa, auf dem Planeten bewundern. Saturn steht am 21. September in Opposition zur Sonne und ist dann die ganze Herbstnacht hindurch zu sehen. In diesem Jahr tragen die Ringe nicht viel zu seiner visuellen Gesamthelligkeit bei, da sie aus Erdsicht unter sehr schmalem Winkel erscheinen. Davon kann man sich entweder beim Blick durch ein eigenes Teleskop oder bei einer öffentlichen Himmelsbeobachtung überzeugen, die beispielsweise anlässlich der Langen Nacht der Astronomie am 13. September stattfinden. Unter anderem wird der Köln-Bonner-Astrotreff (KBA) wieder auf dem Gelände der Steyler Missionare in Sankt Augustin die Teleskope ans Firmament richten. Uranus im Sternbild Stier ist in diesen Wochen recht einfach mit dem Fernglas zu finden, hält er sich doch nur wenige Grad südlich der Plejaden auf. Neptun steht am 23. September in Opposition zur Sonne und ist, dank der Nähe zu Saturn, vergleichsweise günstig mit dem Fernglas aufzufinden.

Aufsuchkarte für Uranus zwischen dem 1. September und 31. Dezember 2025. Die Schrittweite der Markierungen sind je zehn Tage. Grafik erstellt mit Stellarium

Vollmond ist am 7. September. Bei dieser Gelegenheit kommt es zu einer totalen Mondfinsternis, die allerdings für Bonn nur schwierig, das heißt nur in ihren letzten Ausläufern, zu sehen ist. Die Totalität beginnt um 19:30 Uhr MESZ. Leider geht der Mond für Bonn rechnerisch erst um 20:07 Uhr MESZ auf, und auch dann wird man ihn in der noch hellen Dämmerung am Osthorizont nicht erkennen können. Die Totalität endet um 20:53 Uhr MESZ. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich der Erdtrabant sieben Grad hoch im Ostsüdosten, während gerade einmal die bürgerliche Dämmerung endet. Die sich anschließende partielle Phase, die erst um 21:57 Uhr MESZ endet, wird einfach zu verfolgen sein und immer noch Gelegenheit für schöne Fotos bieten – natürlich nur bei klarem Himmel. Der abnehmende Halbmond des 14. September ist der nördlichste bis zum 25. September 2043. Beim Neumond des 21. September findet eine partielle Sonnenfinsternis statt, die allerdings Beobachtern in der Nähe der Antarktis vorbehalten bleibt. Am 30. September steht der Mond im ersten Viertel – dem südlichsten der nächsten 18 Jahre. Ein weiterer Vollmond folgt am 7. Oktober, ein Neumond am 21. Oktober.

Ende der Totalität am 7. September 2025 um 20:53 Uhr MESZ, wenn sich der Mond erst sieben Grad hoch am Bonner Himmel im Ostsüdosten befindet. Grafik erstellt mit Stellarium

Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß beim Beobachten!

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