Sternentstehung: Stabilität eines Sterns

Am Ende des vierten Beitrags dieser Reihe waren wir bei der Zündung der Kernfusion von Wasserstoffkernen zu Helium-4 angekommen. Damit war die letzte Station der Sternentstehung erreicht. Es bleibt noch zu untersuchen, warum durch die Kernfusion das Schrumpfen der ursprünglichen interstellaren Gaswolke im entstandenen Stern zum Stehen gekommen ist.

Thermische und gravitative Energie sind im hydrostatischen Gleichgewicht

Vor Beginn der Kernfusion wurde die steigende thermische Energie der Gaswolke durch ihre Kontraktion erzeugt. Durch das Zusammenstürzen der Wolke wurde potentielle Gravitationsenergie in thermische Energie (Wärme) umgewandelt. Die zunehmende Kontraktion der Gaswolke muss aber irgendwann gestoppt werden, wenn ein stabiler Stern dabei entstehen soll. Eine neue Energiequelle muss her! Ein weiterer Befund legt diese neue Energiequelle nahe: Vergleicht man den bekannten Energieverlust der Sonne durch Strahlung mit dem Gewinn an thermischer Energie durch Kontraktion, wird klar, dass die Sonne längst erloschen wäre, wenn nicht eine andere Energiequelle zur Verfügung stehen würde.

Stabilisierender Regelkreis im Inneren von Sternen

Vereinfachte Darstellung des stabilisierenden Regelkreises im Inneren von Sternen: Steigerung der Kernfusionsrate durch Temperaturerhöhung und der kühlenden Gasexpansion halten sich die Waage.

Wie schon im letzten Beitrag gezeigt stellt die Kernfusion diese neue Energiequelle bei der Kontraktion der Gaswolke dar. Während die Gravitation weiter wirkt und die verbleibende Gaswolke zusammenziehen will, wird die Temperatur der neuen Sonne unabhängig von der Gravitation durch die Kernfusion erhöht. Es bildet sich ein sich selbst regulierendes Gleichgewicht (hydrostatisches Gleichgewicht) zwischen der Kontraktion durch Gravitation und der Ausdehnung durch Erhitzen aus. Eine Kontraktion würde die Rate der Kernfusion erhöhen und damit die Energieerzeugung und in der Folge auch die Temperatur des Sonnengases ansteigen lassen. Die entsprechend höhere Geschwindigkeit der atomaren Bestandteile des Sonnengases würde dann dessen Expansionsstreben befeuern. Expansion bedeutet aber eine Zunahme der potentiellen Energie und damit eine Abnahme der atomaren Geschwindigkeiten – also eine Abkühlung. Kühlere Sonnengase bedeuten eine geringere Rate der Kernfusion, wodurch weniger thermische Energie erzeugt wird. Das Gas kontrahiert wieder. Und der Regelkreislauf beginnt von vorn. Thermische Expansion und gravitative Kontraktion halten sich so fein abgestimmt die Waage und der Stern bleibt stabil.

Warum hängt die Kernfusionsrate von der Temperatur ab?

Um eine Kernfusion überhaupt zu ermöglichen, muss die Geschwindigkeit der stoßenden Atomkerne groß genug sein, um die Coulomb-Abstoßung der Kerne bis zu einer Annäherung auf Kerndurchmesser zu überwinden. Ab dann übernehmen die bei kleineren Kernabständen überwiegenden Starken Kernkräfte das Regime und bewirken die Verschmelzung der Atomkerne. Die Geschwindigkeit der Atomkerne vor dem Stoß wird durch die Maxwell-Boltzmann-Verteilung beschrieben: Die mittlere Geschwindigkeit der Gasatome ist umso größer, je höher die Temperatur ist. Wenn die Temperatur steigt, erhöht sich auch der Anteil der Atomkerne, deren Geschwindigkeit zur Überwindung der Coulomb-Abstoßung ausreicht. Es finden also mehr Kernverschmelzungen pro Zeiteinheit statt, wodurch mehr thermische Energie und damit Wärme erzeugt wird.

Temperaturabhängigkeit der Kernfusionsrate

Plausibilisierung der Temperaturabhängigkeit der Kernfusionsrate: Bei höherer Temperatur gibt es gemäß Maxwell-Boltzmann Verteilung mehr Atomkerne, deren Geschwindigkeit oberhalb der Schwelle zur Überwindung der Coulomb-Abstoßung bei der Kernfusion ausreicht.

Zunächst hört sich das so an, als ob dies ein sich selbst verstärkender Mechanismus wäre. Es steht dem jedoch – wie erwähnt – die stärkere Expansion des Gases entgegen, die eine Kühlung verursacht und ein unkontrolliertes Anwachsen der Kernfusionsrate verhindert.

Wie lange bleibt ein Stern im Gleichgewicht?

Mit der Kernfusion als thermische Energiequelle kann der Energieverlust durch Abstrahlung von elektromagnetischer Strahlung (Licht) auf lange Zeit kompensiert werden. Der Stern bleibt stabil im Gleichgewicht. Da die Masse unserer Sonne, ihre chemische Zusammensetzung und ihre Energieabstrahlung bekannt sind, kann man errechnen, wie lange die Sonne bereits existiert. Nimmt man an, dass die Sonne nach ihrer Entstehung im Wesentlichen aus Wasserstoff bestand und noch wenig Helium vorhanden war, kann man über das heutige Mengenverhältnis Wasserstoff/Helium das Alter der Sonne auf ca. 4,5 Milliarden Jahre schätzen. Das Mengenverhältnis kann aus spektroskopischen Daten ermittelt werden, da Wasserstoff und Helium unterschiedliche Lichtspektren erzeugen.

Diese Daten legen auch nahe, dass unsere Sonne erst die Hälfte ihrer Lebenszeit hinter sich gebracht hat und noch weitere 4 bis 5 Milliarden Jahre scheinen wird. In dieser Beziehung müssen wir uns also keine Sorgen machen…

Schwerere Sterne als unsere Sonne dagegen haben eine deutlich geringere Lebensdauer. Denn es braucht höhere Temperaturen im Inneren der Sterne, um die größere Gravitationskraft im Gleichgewicht kompensieren zu können. Höhere Temperaturen bedeuten aber durch die größere Kernfusionsrate einen schnelleren Verbrauch an Wasserstoff. Je massereicher ein Stern ist, desto schneller verbraucht er seinen Brennstoffvorrat. Die schwersten Sterne leben nur einige Millionen Jahre!

Was passiert, wenn ein Stern seinen Wasserstoffvorrat verbraucht hat, liegt jenseits dieser Beitragsreihe über Sternentstehung. Vielleicht wird es hierzu eine neue Reihe geben. Falls Sie auch das Sterben der Sterne interessiert: Schauen Sie doch ab und zu mal auf unserer Website vorbei…

Online-Veranstaltung des Bonner Sommerhimmels am 21.05.2021

Zum 21.05.2021 um 19:00 Uhr bieten wir in Zusammenarbeit mit der Universität Bonn eine online-Veranstaltung an (s. auch im Terminkalender). Dr. Jürgen Kerp vom Argelander Institut für Astronomie wird über Astrophysik und Klimaentwicklung sprechen. Die Sonne ist die Quelle allen Lebens auf dem Planeten Erde. Die physikalischen Bedingungen auf den Planeten und ihren Monden im Sonnensystem stehen in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Sonne als Zentralgestirn. In diesem Vortrag wird untersucht, wie die Sonne funktioniert, wie sich ihre Strahlungsleistung seit ihrer Entstehung vor 4,5 Milliarden Jahren verändert hat und welche Folgen dies für die Erde hat. Die Rolle der Treibhausgase und ihre Rückkopplung auf die Oberflächentemperatur der Erde werden betrachtet.

Die Veranstaltung wird als ZOOM-Konferenz durchgeführt. Sie benötigen für die Teilnahme einen Browser mit Internetzugang.Für die Teilnahme an der Veranstaltung kopieren sie nachstehenden Link in Ihren Browser und führen ihn dann aus:

https://uni-bonn.zoom.us/j/94822747644?pwd=UVEzN3p3ejUyZ2srMXpCNmNML0xkQT09

Fragen können während des Vortrags im Chat gestellt werden. Wenn Sie sich mit einer Mail bei Bonner-Sternenhimmel@volkssternwarte-bonn.de anmelden, werden Ihnen die Zugangsdaten zur Online-Veranstaltung rechtzeitig zugeschickt. Sie werden dann auch bei allen folgenden Veranstaltungen benachrichtigt. Ansonsten werden wir die Zugangsdaten kurz vor der Veranstaltung auch an dieser Stelle veröffentlichen.

Bei gutem Wetter erfolgt anschließend eine Beobachtung mit dem Teleskop des Argelanderinstituts.

Online-Veranstaltung: Sterne und Wein am 27. Mai und 25. Juni 2021

Feine Weine, Spannendes aus der Astronomie und live improvisierte Musik – das sind bekanntlich die Elemente von Sterne und Wein online.

Wer sich anmeldet erhält einen Zoomlink und ein Paket mit drei ausgesuchten Weinen (je 0,7l). Am Abend der Veranstaltung treffen sich Menschen zum gemütlichen und informativen Zusammensein in einer Art gemeinsamen digitalen Wohnzimmer (der Beginn ist um 19:00 Uhr).

Paul Hombach, unser Mitglied von der Volkssternwarte Bonn und Peter Wollmann führen durch die Welt der Sterne und Weine und lassen sich mit Vergnügen „schwarze Löcher“ zu beiden Themen in den Bauch fragen.

Die Teilnahme kostet letztmalig nur EUR 35.- inkl. Versand. Damit die leckere Post rechtzeitig ankommt, melden Sie sich bitte bis zum 18. Mai bzw. bis zum 16. Juni an. Eine einfache Mail an contact@vinauthority.de reicht.

Clear skies und cheers!

(Ein Video, das einen Eindruck von der Show vermittelt: finden Sie hier: https://youtu.be/c6tdxJdr8Gs)

Astrovorschau für Bonn Mai und Juni 2021 von Paul Hombach

Nach längerer Abwesenheit lässt sich Venus zögerlich als Abendstern blicken. Merkur zeigt sich im Mai in der Abenddämmerung. Jupiter und Saturn sind immer besser am Morgenhimmel sichtbar. Am 10. Juni ist erstmals seit 2015 von Bonn aus wieder eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen.

Highlight am Bonner Himmel ist die partielle Sonnenfinsternis vom 10. Juni 2021. Zwischen 11:23 und 13:28 MESZ streift der Neumond über die gleißende Sonnenscheibe. Dabei werden um 12:24 MESZ für Bonn nur maximal 13,4% der Sonne bedeckt. Zur Beobachtung gelten die gleichen Sicherheitshinweise wie bei „normalen“ Sonnenbeobachtungen. Zur Vermeidung von Augenschäden sind vor den Objektiven geeignete Filter anzubringen. Alternativ kann man die Projektionsmethode verwenden. Wie solche Methoden anzuwenden sind, hat Volkssternwarten-Mitglied Daniel Fischer anlässlich des Merkurdurchgangs vor der Sonne 2016 beschrieben.

Vorschau Sonnenfinsternis (Bonn) am 10. Juni 202

Abb. 1: Die maximale Phase der Sonnenfinsternis vom 10. Juni über Bonn. Um 12:24 MESZ ragt der Mondrand fast auf halben Weg zum Sonnenmittelpunkt hinein (Magnitude 0,24). Bedeckt werden dabei die nördlichen 13,4% der Sonne.

Für Bonn beginnt nun die Zeit der hellen Nächte. Am 1. Mai geht die Sonne um 6:05 MESZ auf und 20:53 unter. Bis zum 21. Juni, dem Tag der Sommersonnenwende, wächst die Tageslänge auf 16 Stunden 32 Minuten an. Nachts wird es dann nicht mehr vollständig dunkel, da die Sonne nur höchstens knapp 16° tief unter dem Nordpunkt de Horizonts vorbei zieht. Das Ende der Astronomischen Dämmerung wäre erst erreicht, wenn die Sonne tiefer als 18° unter den Horizont taucht. In hellen Nächten besteht die Chance, Leuchtende Nachtwolken zu sehen. Das sind perlmuttfarbene oft wellenförmige dünne Wolken, die in rund 85km Höhe noch vom Sonnenlicht getroffen werden und meist über dem Horizont in nördlicher Richtung zu sehen sind.

Die Frühlingssternbilder haben den abendlichen Anblick des Sternenhimmels übernommen. Mit den immer späteren Sonnenuntergängen muss man auch länger warten, bis es dunkel genug ist, Sterne zu beobachten. Das gelingt Mitte Mai gegen 22:30 MESZ, Mitte Juni erst gegen 23:30 Uhr. Während Anfang Mai die nördlichen Reste des Winterhimmels wie Zwillinge und Fuhrmann noch im Westen zu sehen sind, so ist im letzten Junidrittel der Südosten des spätabendlichen Himmels mit den Sternbildern Leier, Schwan und Adler schon sommerlich geprägt. Unsere Sternkarte zeigt die Situation dazwischen, am 1. Juni 23:00 MESZ. Der orangefarbene Arktur im Bärenhüter, steht im Süden, etwa auf halbem Weg von ihm zum Horizont funkelt Spica im Sternbild Jungfrau. Weitere Frühlingssternbilder wie der Krebs und der Löwe halten sich im Südwesten bzw. Westen auf. Dominierendes Sternbild ist Ursa Major, der große Bär (eigentlich Bärin). Von dieser Konstellation ist uns die Figur des großen Wagens vertraut. Der steht nun quasi über unseren Köpfen maximal hoch am Himmel. Mit Wega, Deneb und Atair leuchten Vorboten des Sommerhimmels im Südosten, hinter der eher unscheinbaren Waage geht ein Teil des Skorpions im Südosten auf. Wenig markant, aber für Fernglasbeobachter wegen seiner Kugelsternhaufen interessant, ist der Schlangenträger. Darüber leuchten zwischen Artktur und Wega nach einem Drittel des Weges zwischen dieses hellen Sternen erst die nördliche Krone, dann das Trapez des Herkules mit dem prominenten Sternhaufen M 13.

Bonner Abendhimmel am 1. Juni 2021

Abb.2 :Die Sternkarte zeigt den Bonner Abendhimmel am 1. Juni 2021 um 23:00 MESZ. Der Löwe ist in den Südwesten gerückt, der Große Wagen (Teil des Sternbildes Großer Bär) steht in der Nähe des Zenits. Folgt man dem Schwung der Deichsel, gelangt man über Arktur im Bärenhüter zu Spica im Sternbild Jungfrau. Grafik erstellt mit Stellarium

Merkur zeigt im Mai seine beste Abendsichtbarkeit des Jahres. Zwischen dem 1. und ca. 20. Mai ist er ab etwa 40 Minuten nach Sonnenuntergang mit dem Fernglas über dem Westnordwesthorizont in der Abenddämmerung zu finden. Am 17. Mai erreicht er mit 22° seinen größten östlichen Winkelabstand zur Sonne. Wer den sonnennahen Planeten noch nie mit bloßem Auge gesehen hat, für den bieten die Tage zwischen dem 5. und 15. Mai die beste Gelegenheit.

Venus kommt am Abendhimmel nur langsam in die Gänge. Langsam wächst ihr Abstand zur Sonne, doch sie erreicht keine großen Höhen in der Abenddämmerung. Während der Merkursichtbarkeit ist sie es sogar, die näher zum Horizont steht. Anfang Juni geht Venus für Bonn anderthalb Stunden nach der Sonne unter. Besser wird es in diesem Jahr nicht mehr.

Mars beendet seine Sichtbarkeit. Im Mai ist er noch am westlichen Abendhimmel zu finden. Im Juni rückt der schon blasse Planet immer tiefer in die helle Abenddämmerung. Am 23. Juni können Fernglasbeobachter versuchen, ihn noch vor dem offenen Sternhaufen Praesepe (M 44) zu erspähen. Am Abend des 15. Mai und 13. Juni schaut die zunehmende Mondsichel beim Roten Planeten vorbei.

Blick nach Westnordwesten am Bonner Abendhimmel am 13. Mai 2021

Abb. 3: Blick nach Westnordwesten am 13. Mai 2021, 22:00 MESZ. Venus steht nur knapp über dem Horizont, die zunehmende Mondsichel begegnet Merkur und Mars ist noch in den Zwillingen zu sehen. Grafik erstellt mit Stellarium

Jupiter und Saturn bauen ihre Sichtbarkeit am Morgenhimmel weiter aus. Ende Juni geht Jupiter bereits um Mitternacht auf. Auch Saturn, der rund eine Stunde früher als sein größerer Kollege aufgeht, wird zum Planeten der zweiten Nachthälfte. Uranus ist in beiden Monaten unsichtbar, wohingegen Neptun im Juni zumindest theoretisch tief in der 2. Nachthälfte mit dem Fernglas im Sternbild Wassermann auffindbar ist.

Der Mond zeigt am 26. Mai den erdnächsten Vollmond des Jahres. Der südlichste Vollmond des Jahres folgt am 24. Juni. Am 28. Juni bildet der Mond mit Jupiter und Saturn ein schönes Dreieck am Morgenhimmel. Die Neumondtermine fallen auf den 11. Mai und 10. Juni.

Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude bei der Beobachtung!

Sternentstehung: Zündung der Kernfusion

Im vorherigen Beitrag der Reihe über die Sternentstehung wurden die Vorgänge zur Bildung eines sog. Protosterns beschrieben – also eines Zustandes der sich aufheizenden und verdichtenden interstellaren Gaswolke, in dem noch keine Kernfusion gestartet ist.

Fortschreitende Aufheizung der Gaswolke

Die Kontraktion der Gaswolke schreitet dabei ungebremst fort. Das Gas wird durch die Umwandlung von gravitativer in thermische Energie der Gasteilchen (sprich: Wärme) immer dichter und heißer. Das Gas besteht mehr und mehr aus Wasserstoffatomen und Wasserstoffionen (also freien Protonen). Die Stöße zwischen den Gasteilchen werden aufgrund der höheren Geschwindigkeiten immer heftiger und aufgrund der wachsenden Dichte auch immer häufiger. Es gibt zwar noch einen kurzzeitigen Kühlungseffekt durch die Zerlegung von Molekülen und das Herausschlagen von Elektronen aus den Atomhüllen, was Energie benötigt, die aus der thermischen Energie abgezogen wird. Diese Energie wird aber nicht mehr wie am Anfang der Kontraktion in die Umgebung der Gaswolke abgegeben.

Beginn und Ablauf der Kernfusion

Irgendwann ist die kinetische Energie der Gasteilchen so groß, dass sich Atomkerne beim Stoß trotz der Coulomb-Abstoßung so nahe kommen, dass die anziehende Starke Kernkraft größer wird als die abstoßende Coulombkraft: der Energieberg der Coulomb-Abstoßung kann durch den Schwung der stoßenden Kerne überwunden werden. Es kommt zur Kernfusion, also zur Verschmelzung von Atomkernen. Dabei wird sehr viel Bindungsenergie frei, weil bei der weiteren Annäherung der Kerne aufgrund der Starken Kernkraft die potentielle Energie der Nukleonen stark erniedrigt wird.

Potentialkurve sich annähernder Atomkerne

Schematische Darstellung der potentiellen Energie in Abhängigkeit vom Abstand der Atomkerne. Die kinetische Energie der Atomkerne muss größer als die Coulomb-Barriere sein, damit das Energieminimum bei kleinen Kernabständen erreicht werden kann und eine Kernfusion stattfindet.

Die Kernfusion findet am leichtesten mit Wasserstoffkernen statt, die nur ein Proton enthalten. Atomkerne anderer Elemente besitzen mehr Protonen und damit eine größere elektrische Ladung, was gemäß Coulomb-Gesetz die Abstoßung deutlich erhöht. Bei der Verschmelzung von zwei Heliumkernen mit jeweils 2 Protonen (und zwei neutralen Neutronen) ist die Coulomb-Abstoßung viermal höher als bei zwei Wasserstoffkernen. Und bei Kohlenstoff- (6 Protonen pro Kern) oder Sauerstoffkernen (8 Protonen pro Kern) ist die Abstoßung noch viel größer.

Deshalb und weil ohnehin Wasserstoff der Hauptbestandteil der interstellaren Gaswolken ist, speist sich die Energiegewinnung bei der Zündung der Kernfusion aus der Verschmelzung von Wasserstoff zu Heliumkernen, die jeweils zwei Protonen und Neutronen enthalten. Doch halt! Wo kommen die beiden Neutronen her? Hier wird es ein wenig komplizierter.

Mechanismus der Wasserstofffusion zu Helium-4

Schematische Darstellung des Hauptwegs zur Bildung von Helium-4 Kernen durch Fusion von 4 Wasserstoffkernen (Protonen): 3 Protonen verschmelzen zu einem Helium-3 Kern unter Aussendung eines Positrons, eines Elektronneutrinos und eines Gamma-Quants. 2 Helium-3 Kerne fusionieren im zweiten Schritt zu Helium-4, wobei 2 Protonen wieder frei gesetzt werden.

Zwei Protonen können nicht einfach zu einem doppelt positiv geladenen Kern verschmelzen. Statt dessen wird ein Proton unter Aussendung eines Positrons (ein positiv geladenes Elektron) und eines Neutrinos in ein Neutron umgewandelt. Die Entstehung eines Positrons sorgt für die Erhaltung der Gesamtladung, da eine positive Einheitsladung bei der Umwandlung eines Protons in ein Neutron wegen des Erhaltungssatzes der elektrischen Ladung kompensiert werden muss. Es resultiert ein Deuteriumkern mit einem Proton und einem Neutron. Das Positron ist das Antiteilchen des Elektrons. In der dichter gewordenen Gaswolke trifft es nach kurzer Flugstrecke auf eines der reichlich vorhandenen Elektronen. Beim Zusammentreffen werden beide vernichtet, wobei sich ihre Masse gemäß der berühmten Einstein’schen Formel E = m c2 in Lichtenergie verwandelt und als Gamma-Quant ausgesendet wird. Das Neutrino fliegt ungehindert aus der Gaswolke hinaus. Denn Neutrinos haben so gut wie keine Wechselwirkung mit normaler Materie. Der Neutrinofluss der Sonne durch die Erde beträgt ca. 6,5*1010 Neutrinos pro cm2 und Sekunde. D.h. ein Mensch wird jede Sekunde von mehr als 1013 Neutrinos durchflogen ohne etwas davon zu merken. Mehr noch: man merkt nicht nur nichts, es findet auch keinerlei Wechselwirkung und damit Beeinflussung des Menschen durch die Neutrinos statt. Der Durchflug der Neutrinos ist also völlig ungefährlich.

Die davon fliegenden Neutrinos „entführen“ ca. 2 % der bei der Kernfusion frei werdenden Energie aus der Gaswolke. Die Gamma-Quanten werden nach kurzer Flugstrecke von der Gasmaterie absorbiert und in verschiedenen Reaktionsfolgen in thermische Energie – sprich Wärme – verwandelt.

Die bei der Verschmelzung gebildeten Deuteriumkerne fusionieren mit einem weiteren Proton unter Aussendung eines Gamma-Quants zu einem Heliumkern. Der enthält allerdings neben zwei Protonen nur ein Neutron: Helium-3. Zum finalen Helium-4 fehlt noch ein Neutron. Dies entsteht, wenn zwei Helium-3 Kerne mit ausreichender kinetischer Energie zusammenstoßen. Dann werden zwei Protonen aus den Kernen geschleudert und es bleibt ein Helium-4 Kern zurück. Wie gesagt: ein ziemlich komplizierter Prozess. In Wahrheit gibt es noch ein paar andere Wege zur Produktion von Helium-4. In unserer Sonne tragen sie nur wenig zur gesamten Energieproduktion bei; in anderen Sternen können diese Vorgänge aber von erheblicher Wichtigkeit sein.

Fazit

Alles in allem werden 4 Protonen (Wasserstoffkerne) in einen Helium-4 Kern umgewandelt, wobei je zwei Elektron-Neutrinos, zwei Positronen und zwei Gamma-Quanten ausgesandt werden. Dabei wird eine Energie von 26,73 MeV (Megaelektronenvolt) freigesetzt , was dem millionenfachen der Verbrennung von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser – einer der energiereichsten chemischen Reaktionen – entspricht.

Zum Abschluss unserer kurzen Reihe zur Sternentstehung, beschäftigen wir uns im nächsten Beitrag mit der Frage, wieso ein Stern nach seiner Entstehung stabil bleiben kann bzw. wie lange er stabil bleibt.

Online-Veranstaltung: Bonner Sommerhimmel am 23.04.2021

Zum 23.04.2021 um 19:00 Uhr bieten wir eine online-Veranstaltung an (s. auch im Terminkalender). Dr. Norbert Juhnkes vom Max-Plank-Istitut für Radioastronomie wird über 50 Jahre astronomischer Forschung mit dem Effelsberger Radioteleskop berichten. Sofern es die Situation zulässt, werden wir eine online Beobachtung mit dem Teleskop des Argelander-Institutes anschließen. Diese Onlineveranstaltung findet als Zoom-Konferenz statt. Sie benötigen für die Teilnahme einen Browser mit Internetzugang.

Für die Teilnahme an dere Veranstaltung kopieren sie nachstehenden Link in Ihren Browser und führen ihn dann aus:

https://uni-bonn.zoom.us/j/94822747644?pwd=UVEzN3p3ejUyZ2srMXpCNmNML0xkQT09

Fragen können während des Vortrags im Chat gestellt werden. Wenn Sie sich mit einer Mail bei Bonner-Sternenhimmel@volkssternwarte-bonn.de anmelden, werden Ihnen die Zugangsdaten zur Online-Veranstaltung rechtzeitig zugeschickt. Sie werden dann auch bei allen folgenden Veranstaltungen benachrichtigt. Ansonsten werden wir die Zugangsdaten kurz vor der Veranstaltung auch an dieser Stelle veröffentlichen.

Online-Veranstaltung: „Pauls portables Planetarium“ am 27. April 2021

Einmal mehr können Menschen, die sich für Astronomie interessieren, den Lockdown-Zeiten ein Schnippchen schlagen.

Nach der Karnevalsausgabe am Veilchendienstag ist dies die zweite digitale Ausgabe von „ppp“ im Jahr 2021. Ein Thema der Astronomieshow wird die aktuelle Marsforschung sein, aber auch der simulierte Anblick des Sternenhimmels und weitere Astrohighlights kommen nicht zu kurz.

Der kostenlose Livestream beginnt um 18:00 MESZ, das Video wird anschließend dauerhaft verfügbar sein.

Sternentstehung: Bildung des Protosterns

Nachdem wir im vorherigen Beitrag die Bedingungen für einen Kollaps interstellarer Gaswolken kennengelernt haben, schauen wir uns jetzt näher an, was beim Kollaps selbst geschieht.

Zur Erinnerung: Wenn interstellare Gaswolken kalt und dicht genug sind, übersteigt die Gravitationskraft den inneren Druck der Gaswolken und sie beginnen zusammenzufallen.

Potentielle Gravitationsenergie wird in Wärme umgewandelt

Umwandlung von gerichteter in ungerichtete Bewegung

Gasteilchen werden durch die Gravitiation in die interstellare Wolke hinein gezogen. Durch Stöße wird die ins Zentrum gerichtete in ungerichtete Bewegung (Wärme) umgewandelt.

Die gravitative Anziehung beschleunigt die äußeren Schichten der Gaswolke in Richtung Zentrum (potentielle Gravitationsenergie wird in kinetische Energie umgewandelt; das Gleiche geschieht, wenn ein Stein zu Boden fällt: er wird schneller, verliert aber potentielle Energie). Die Zunahme an Geschwindigkeit entspricht einer Zunahme an kinetischer Energie – sprich Geschwindigkeit. Die Beschleunigung geht aber nicht ohne Störung vonstatten. Irgendwann stoßen die schneller werdenden Gasteilchen mit anderen zusammen. Dabei kommt es zu einer Umverteilung der kinetischen Energie bzw. der Geschwindigkeit der Stoßpartner. Sie ändern im allgemeinen ihre Geschwindigkeitsbeträge und -richtungen – abhängig von den konkreten Stoßparametern. Auf diese Weise wird gerichtete Bewegungsenergie in ungerichtete Bewegung, d.h. in thermische Energie, umgewandelt. Während sich die Wolke verkleinert, wird das Gas heißer!

Lichtaussendung nach Stoßanregung kühlt anfangs die Gaswolke

Stoßanregung eines Atoms

Schematische Darstellung der Anregung eines Elektrons in einen energiereicheren Zustand durch Stoß von Atomen. Nach der Anregung fällt das Elektron nach kurzer Zeit wieder in den Grundzustand zurück, wobei ein Photon mit der Differenzenergie emittiert wird.

Zunächst findet eine nur geringe Temperaturerhöhung statt. Es gibt nämlich einen Kühlmechanismus: Bei den Stößen findet nicht nur eine Umwandlung von gerichteter in thermische Bewegung statt; es geschehen auch energetische Anregungen innerhalb der Atome bzw. Moleküle (sog. Stoßanregung: Elektronen werden in höhere Energiezustände gebracht; Atome in Molekülen zu Schwingungen angeregt; Moleküle in Rotation versetzt). Da die Gesamtenergie bei einem Stoß erhalten bleiben muss, ist die Summe der kinetischen Energien der Gasteilchen nach einem Stoß kleiner als vor dem Stoß. Die Differenzenergie steckt in den angeregten Atom- bzw. Molekülzuständen. Die angeregten Zustände sind aber nicht stabil. Sie geben in sehr kurzer Zeit die durch Stöße aufgenommene Energie in Form von elektromagnetischer Strahlung (Licht) wieder ab und fallen auf ihre energetischen Grundzustände zurück. Das Licht kann aufgrund der zu Beginn der Kontraktion noch recht geringen Teilchendichten aus der Wolke entweichen und Kontraktionsenergie abführen. Da die durch Kontraktion gewonnene kinetische Energie nicht vollständig in thermische Energie umgewandelt wird, findet eine Kühlung der Gaswolke statt. Über diesen Mechanismus wird der Temperaturanstieg am Anfang der Kontraktion gebremst.

Bei steigender Dichte funktioniert die Kühlung nicht mehr

Die Kontraktion selbst läuft jedoch ungebremst weiter, da die Massedichte und damit die Gravitationskraft steigt. Irgendwann ist die Dichte so groß, dass die erzeugten Lichtquanten (Photonen) mit Gasteilchen zusammen stoßen und von ihnen absorbiert werden. Das Licht kann nicht mehr entkommen, die Kühlung funktioniert nicht mehr und die Aufheizung der Gaswolke geht jetzt erst richtig los. Modellrechnungen zeigen, dass nach einigen tausend Jahren die kontrahierende Gaswolke eine Temperatur von ein paar tausend Grad erreicht hat. Diesen Zustand nennt man einen Protostern. Ein richtiger Stern ist das noch nicht, denn die Gaswolke ist immer noch sehr groß im Vergleich zu einem Stern und die Kernfusion – die Energiequelle der Sterne – hat noch nicht gezündet. Doch ist die weitere Entwicklung zum Stern ab dieser Phase der Kontraktion unvermeidbar: die Wolke wird kleiner und kleiner werden und sich dabei immer weiter aufheizen.

Was dann geschieht, betrachten wir im nächsten Teil der Beitragsreihe zur Sternentstehung.

Astrovorschau für Bonn im März und April 2021

In den ersten Frühlingsmonaten hält die Planetenflaute zunächst noch an. Am Abendhimmel ist einzig Mars zu sehen. Immerhin tauchen Jupiter und Saturn wieder am Morgenhimmel auf. Mit der zunehmenden Tageslänge ziehen sich die Wintersternbilder vom Abendhimmel zurück und die Frühligssternbilder rund um den Löwen übernehmen die Regie.

Die Sonne erreicht am 20. März den Frühlingspunkt, die Tag- und Nachtgleiche tritt ein. Die Bonner Sonnenuntergänge verspäten sich von 18:13 MEZ am 1. März auf 20:51 MESZ am 30. April. Mit den späteren Sonnenuntergängen und der jährlichen Drehung der Himmelsbühne geht es dem Wintersternhimmel gleich doppelt an den Kragen. Dominieren Mitte März um 20:00 MEZ die Sternbilder rund um den Orion noch den Anblick des Abendhimmels im Süden und Südwesten, so muss man Mitte April zunächst bis gegen 21:30 MESZ auf ausreichende Dunkelheit warten und findet dann die Wintersternbilder weit in den Westen gerückt.

Hoch im Süden steht das Sternbild Krebs mit dem schönen offenen Sternhaufen M 44 (Fernglas!), nach Osten schließt sich der Löwe an. Die Form erinnert etwas an ein Bügeleisen. Der hellste Stern des Löwen-Trapezes an dessen südwestlicher Ecke ist Regulus. Weiter zum Osthorizont hin leuchtet der orangefarbene Arktur im Bärenhüter, einer der hellsten Sterne des Nordhimmels. Im Südosten ist Spica mit dem Sternbild Jungfrau aufgegangen. Regulus, Arktur und Spica bilden die informelle Figur des Frühlingsdreiecks.

Abb. 1: Wachablösung am Bonner Abendhimmel: Am 1. April 2021 um 21:00 MESZ. Die Wintersternbilder mit Rigel im Orion, Aldebaran im Stier, Kapella im Fuhrmann, Pollux in den Zwillingen, Prokyon im Kleinen und Sirius im Großen Hund sind nach Südwesten gerückt. Den Südosten nimmt das Bonner Wappentier, der Löwe ein. Im Südosten geht das Sternbild Jungfrau auf, der bekannte Große Wagen (Teil des Sternbildes Großer Bär) steht hoch im Südosten (Grafik erstellt mit Stellarium)

Merkur hält sich Anfang März westlich der Sonne auf, am Morgenhimmel verläuft zu dieser Jahreszeit die Ekliptik sehr flach und es kommt daher eigentlich zu keiner Sichtbarkeit. Jedoch können Fernglasbeobachter versuchen, am Morgen des 5. März die enge Begegnung Merkurs mit Jupiter zu erwischen. Beide Planeten nähern sich auf 2/3 eines Monddurchmessers an, der hellere Jupiter steht südlich. Ende April beginnt Merkur eine Abendsichtbarkeit, die sich im Mai zur besten des Jahres entwickeln wird.

Man kann am 29. April um 21:00 MESZ mit dem Fernglas bei freier Sicht zum Westnordwesthorizont Merkur in 6° Höhe erspähen. Senkrecht darunter, nur knapp 3° hoch finden wir mit Glück auch noch Venus, die am 26. März in oberer Konjunktion mit der Sonne stand und nur ganz zögerlich am Abendhimmel auftaucht. Mars am westlichen Abendhimmel zieht Anfang März südlich an den Plejaden vorbei, was sowohl mit freiem Auge als auch mit dem Fernglas hübsch anzusehen ist.

Ansonsten verblasst der Rote Planet weiter. Am 19. März erhält Mars Besuch vom zunehmenden Mond, der dann zwischen Mars und Aldebaran im Stier steht. Auch am 17. April macht der Erdtrabant unserem äußeren Nachbarn seine Aufwartung, wobei er dann 3° nordöstlich leuchtet.

Abb. 2: Enge Begegnung zwischen Jupiter und Merkur in der Morgendämmerung des 5. März. Blick nach Ostsüdosten um 6:20 MEZ. Zur Beobachtung sind ein freier Blick zum Horizont und ein Fernglas nötig. Grafik erstellt mit Stellarium

Jupiter und Saturn setzen sich langsam aber sicher am Morgenhimmel in Szene. Während es im März noch schwierig ist, die Gasplaneten vor Sonnenaufgang in der Dämmerung auszumachen, zeigen sich beide im April schon günstiger. Am 15. März geht Jupiter rund eine Stunde vor der Sonne auf, am 15. April 1 ¾ Stunden. Saturn erscheint jeweils etwa eine halbe Stunde früher als Jupiter, ist aber der deutlich unauffälligere von beiden. Uranus ist in den ersten Märztagen noch mit dem Fernglas am Abendhimmel zu sehen, entschwindet aber dann den Blicken. Neptun ist in diesen Wochen nicht zu beobachten.

Der Mond ist am Sonntag, den 28. März in Vollmondstellung. An diesem Datum werden auch die Uhren um eine Stunde auf Mitteleuropäische Sommerzeit vorgestellt. Eine Woche später ist Ostersonntag. Der zweite Frühlingsvollmond fällt auf den 27. April. Die Neumondtermine stehen am 13. März und 12. April im Kalender. Jeweils einen Tag später locken sehr feine zunehmende Mondsicheln Naturbeobachter zum Blick an den Westhorizont bald nach Sonnenuntergang.

Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude bei der Beobachtung!

 

Unboxing of the eVScope !

Bereits im September hatte sich der Vorstand der Volkssternwarte Bonn dazu entschlossen, ein eVScope anzuschaffen. Diese Anschaffung wurde wegen Undichtigkeiten im Dach und unklarer Kostenlage für die Reparaturen vorerst zurückgestellt. Aber nachdem diese Reparatur kostengünstig durchgeführt worden war (Dachreparatur), konnte nunmehr auch das eVScope angeschafft werden.

Das eVScope ist eine völlig neue Art von Teleskop und löst bei einigen Personen sogar widerstreitende Gefühle bis hin zu massiver Ablehnung aus. Für die Anhänger der rein visuellen Astronomie ist es vielleicht zu elektronisch (auch wenn bei jeder Digitalkamera heute der Blick im Sucher ebenfalls ’nur‘ auf ein Display fällt) und für die überzeugten Anhänger der Astrofotografie ist die Qualität der erzeugten Bilder nicht gut genug.

Dabei liegt dieses Teleskop in Wahrheit irgendwo zwischen diesen beiden Welten und bietet eine vollständige Integration von Komponenten, wie sie bisher nicht gegeben war und eine Einfachheit und überraschende Erfolgserlebnisse selbst unter einem aufgehellten Stadthimmel.

Man benötigt im Betrieb lediglich das Stativ und das Teleskop. Nach dem Einschalten erkennt das Teleskop selbsttätig, wie es ausgerichtet ist und kann danach sofort das gewünschte Objekt anfahren. Auch hier sorgt eine erneute Felderkennung dafür, dass das Zielobjekt mitten im Bildfeld auftaucht. Neben dem Liveview gibt es die ‚Enhanced Vision‘, die für das eVScope auch namensgebend war. Hier werden intern einzelne Aufnahmen miteinander kombiniert, so dass sich in Summe bereits nach einigen Sekunden ein rauschfreies Bild mit enorm vielen Details und in Farbe ergibt, wie man es auch mit einem viel größeren Teleskop niemals sehen könnte.

Ich selbst benutze seit vielen Monaten privat ebenfalls ein eVScope und bin nach wie vor begeistert von dessen Eigenschaften. Deshalb berichte ich (seit über zwei Monaten wetterbedingt leider nicht) in einem eigenen Blog über meine eigenen Erfahrungen mit diesem Teleskop (Peter Oden’s Blog zum eVScope).

Für uns als Volkssternwarte waren aber noch weitere Gründe für diese Anschaffung ausschlaggebend. Heute kann noch niemand abschätzen, wie lange die coronabedingten Einschränkungen noch anhalten. Aber selbst bei einer hoffentlich in absehbarer Zeit möglichen Lockerung werden selbstverständlich weiterhin Abstands- und Hygieneregeln gelten müssen! Das heißt für uns, das zum Beispiel in unserer kleinen Sternwarte zusätzlich zu einem Sternführer der Volkssternwarte noch maximal zwei Gäste im Raum sein können. Und nach dem Blick durchs Okular muss dieses auch jedesmal desinfiziert werden (wobei darüber hinaus gar nicht klar ist, wie sich das auf die Linsen des Okulars auswirkt!).

Das eVScope verfügt zwar ebenfalls über ein elektronisches Okular, aber das Bild kann gleichzeitig auf einem Smartphone oder Tablet angeschaut werden, von dem aus auch die Steuerung erfolgt. Und zusätzlich ist das eVScope in der Lage, die aktuellen Bilder der Beobachtung an bis zu zehn verschiedene Geräte (!) zu streamen. Wenn also Besuche wieder möglich sind, können mit dem eVScope bis zu zehn Gäste gleichzeitig auf ihren privaten Smartphones oder Tablets die Sternführung vor Ort miterleben! Und bei Bedarf können  diese Bilder auch mit einem kleinen Beamer auf eine Leinwand projiziert werden, so dass wir – hoffentlich bald – auch für kleinere Gruppen (nach Anmeldung) wieder Sternführungen werden anbieten können!

Heute traf nun das eVScope ein und wir werden es in der nächsten Zeit, ehe es in der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden kann, ausführlich selbst testen und darüber berichten!