Im März lässt sich Merkur in der Abenddämmerung blicken, Jupiter zieht sich vom Abendhimmel zurück, Venus hat sich vom Morgenhimmel verabschiedet. Da die anderen Planeten erst langsam hinter der Sonne hervor kommen, kann man von einer Planetenflaute sprechen! Dafür kann Komet Pons-Brooks am Abendhimmel gefunden werden.
Mit der kalendarischen Tag- und Nachtgleiche, dem astronomischen Frühlingsbeginn am 20. März, gewinnt der helle Tag die Oberhand über die dunkle Nacht. Dazu werden am 31. März die Zeiger um eine Stunde auf Sommerzeit MESZ vorgerückt – die Zeit der hellen Abende beginnt.
Damit einher geht der Abschied vom Winterhimmel. Dennoch finden wir am 1. April um 22:00 Uhr MESZ deren prominente Vertreter rund um den Orion noch im Südwesten und Westen versammelt. Die Wachablösung ist auf dem Sprung: Das Bonner Wappentier Löwe nähert sich dem Süden, den sein Hauptstern Regulus um 23 Uhr erreicht. Dieser ist wiederum Teil des sogenannten Frühlingsdreiecks, zu dem auch Arktur im Bärenhüter und Spica in der Jungfrau gehören. Östlich des Bärenhüters ist die Nördliche Krone erschienen, die man in diesen Wochen besonders im Auge behalten muss: Alle 80 Jahre, und damit jetzt jederzeit, ist mit dem Ausbruch der Nova T CrB zu rechnen (siehe Aufsuchkarte unten)! Der Große Wagen, Teil des Sternbildes Großer Bär (bzw. Bärin), ist nun in den Abend- und ersten Nachtstunden zenitnah hoch am Himmel zu bewundern. Im Nordosten kündet Wega in der Leier vom nahenden Sommer.
Der Blick an den Bonner Nachthimmel am 1. April um 22:00 MESZ zeigt die Wintersternbilder im Südwesten, tief im Westen nähert sich Jupiter dem Horizont. Im Süden ist der schwache Krebs, der markantere Löwe erreicht bald den Meridian, im Osten erhebt sich der Bärenhüter. Grafik erstellt mit Stellarium
Merkur zeigt im März seine beste Abendsichtbarkeit des Jahres. Etwa ab dem 14. des Monats kann man den scheuen Planeten ab ca. 30 Minuten nach Sonnenuntergang genau über dem Westpunkt des Horizonts finden – für Bonn wäre das nach 19:05 Uhr MEZ. Die Sichtbedingungen verbessern sich bis zum 24. März, dem Tag des größten Sonnenabstandes des innersten Planeten. Danach nähert sich Merkur wieder der Sonne und wird zudem immer lichtschwächer. Zum Monatsende zieht er sich schon wieder vom Abendhimmel zurück.
Merkur während seiner Abendsichtbarkeit, hier am 22. März 2024, Blick Richtung Westen um 19:45 MEZ. Auffälliger ist noch Jupiter, mit etwas Glück ist Komet 12/ Pons-Brooks im nördlichen Teil der Fische zu sehen. Grafik erstellt mit Stellarium
Zunächst noch besser im Rennen hält sich Jupiter, der als eine Art Ersatzabendstern fungiert. Doch auch er ist angezählt: Im April rückt er perspektivisch immer näher an die Sonne heran und kann vielleicht noch als Aufsuchhilfe für Komet 12P/Pons-Brooks dienen. Am 14. April steht der Gasriese z.B. 3 Grad nördlich des Kometen, für den bei einer vermuteten Helligkeit von 4. Größenklasse in der recht hellen Dämmerung ein Fernglas nötig sein dürfte. Am 20. April überholt Jupiter Uranus – das passiert nur alle knapp 14 Jahre! Uranus, an diesem Abend rund einen Vollmonddurchmesser rechts oberhalb von Jupiter, ist dabei ein klarer Fall für ein gutes Fernglas.
Familienfoto des Sonnensystems: Am Abend des 10. April 2024 gesellt sich die schmale zunehmende Mondsichel zu Jupiter, der seinerseits nahe Uranus steht. Komet Pons-Brooks bildet ein Dreieck mit Mond und Jupiter. Für ihn und Uranus ist ein Fernglas zur Beobachtung empfohlen. Blick nach WNW um 21:30 MESZ. Grafik erstellt mit Stellarium
Am Morgenhimmel herrscht wirklich Flaute: Venus hat ihre Rolle als Morgenstern beendet. Mars und Saturn, am 10. und 11. April sehr nahe beieinander in der hellen Morgendämmerung, können sich noch nicht so recht am Morgenhimmel durchsetzen. Bis Ende April verbessern sich immerhin Saturns Sichtbedingungen etwas.
Am 10. März ist Neumond, drei Tage später ist die zunehmende Sichel nahe Jupiter zu sehen. Vollmond ist am 25. März. Der erste Sonntag nach diesem ersten Frühlingsvollmond, also der 31. März, ist Ostern. Der nächste Neumond am 8. April bringt Beobachtern in einem Streifen, der von Mexiko über den Osten der USA bis zur kanadischen Atlantikküste läuft, den Genuss einer totalen Sonnenfinsternis – vielleicht sogar mit Komet Pons-Brooks 25 Grad nordöstlich der schwarzen Sonne. Der zweite Vollmond des Frühjahrs fällt auf den 24. April.
Aufsuchkarte des Sterns T CrB, der in diesem Jahr als Nova aufleuchten soll und dann etwa so hell sein wird wir die übrigen Sterne der nördlichen Krone – unübersehbar wenn’s passiert! Grafik erstellt mit Stellarium
Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude beim Beobachten!